Samstag, Juni 28, 2008

Neuer SB PB und wieder "Belly Ann" !

Das war eine Session, wie sie mit Sicherheit nicht jeden Tag in Süssenbrunn vorkommt. Am Freitag stieg ich sofort nach der Arbeit ins bereits beladene Auto, machte noch einen Zwischenstopp beim "Lustigen", wo ich meinen Kleinteil -u. Bleivorrat wieder aufstockte, um dann nach ein wenig Plauderei zu meinem Hauswasserl zu fahren. 30 Stunden Karpenjagd standen nun am Programm. Von herrlichem Wetter empfangen, wurden flink die Montagen bestückt und an die bereits gut eingefahrenen Futterplätze geworfen, wo sie gegen 18 Uhr begannen, auf ihre Opfer zu warten. Langsam aber sicher brach bisslos die Nacht herein, worauf ich mich um 23 Uhr ins Zelt begab und es mir auf der Liege gemütlich machte. 1:55...der Funkempfänger reisst mich aus der Tiefschlafphase. Run. Nun schnell raus aus der Hütte, Rute aufnehmen, drillen. Und wie schon gewohnt, zieht das Unterwasserschwein ansatzlos nach links weg, um sich im Schilfgürtel zu verschanzen. Nicht mit mir. Vor allem nicht im Juni, wo die Wassertemperatur in der Nacht, über der Aussentemperatur liegt. Also rein in die Fluten, auf die Höhe der Schilflinie waten und den Burschen ausdrillen. Alles geht glatt und ich kann ein paar Minuten danach einen netten 14lbs 4oz Schuppler mittels Blitz und Selbstauslöser halbwegs brauchbar ( naja , man wird bescheiden solange es um keine Monster geht ) ablichten. Beim 3ten Foto, um eventuell doch noch ein Besseres zu bekommen, höre ich plötzlich das Warnsignal der Digicam. Uh Uh Uuuhh. Akku leer. Vergessen daheim aufzuladen. Damned! Aber was solls, ich hab ja einen Reserveakku, der mit Sicherheit voll ist. Nachdem ich den Halbstarken wieder ausgelassen habe, und die Montage wieder am Spot versenkt hatte, machte ich mich daran, den Akku der Cam zu tauschen. Besser gesagt, ich wollte ihn tauschen. Denn er war nicht dort wo er sein sollte. Rasanter Anflug von Nervosität. Kontinuierlich panischer werdend. Krampfhaftes Suchen. Resignation. Scheisse - ich hatte ihn nicht mit. Seeeeeeeeehr gefährlich.Immer wegen dem schnell, schnell. Ok - wieder was gelernt. Nur....was mache ich jetzt, wenn ich nun in dieser Nacht tatsächlich das Monster meines Lebens fange? Sekundenlang springt mein hysterisches, aber stummes Suchen nach der Lösung, in meinem Denkapparat umher wie eine Flipperkugel. Wie aus dem Nichts fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Horstl u. Tom vom Syndikat waren ja auch da und saßen am Ostufer an. Die konnte ich im Falle anrufen. Jawohl. das war doch schon beruhigend. Trotzdem hatte ich irgendwie ein mulmiges Gefühl als ich wieder die Augen schloss, wünschte mir fast, keinen Großen zu fangen, um eine halbe Stunde später wieder vom Bissanzeiger geweckt zu werden. Problemlos kann ich den Kleinen ( geschätzte 4 kg ) auf die Matte bitten, ohne baden zu gehen. Da kann man verschmerzen, wenn man kein Foto machen kann. 2 Stunden später das gleiche Spiel. Wieder ein Jüngerer, der mit Sicherheit die 6kg Marke nicht überschritt. Um 5:40 kann ich den 4ten Fisch der Nacht über den Kescherrand ziehen. Wieder geschätzte 5-6kg. Yes. Die mit Full Pull Squid Flavour präparierte Richworth Muschel&Crab-Murmel hatte zu 4ten Mal zugeschlagen. Jetzt konnte ich gleich aufbleiben, und die bangen 4 Stunden bis 10 Uhr warten, bis Isa kommen würde. Bewaffnet mit der digitalen Spiegelreflex. Muahahaha. Jawohl. Um 8:50 bekomme ich auf der linken Rute den nächsten beinharten Biss und bereits beim Aufnehmen der Rute ist klar: Das ist einer der besseren Kategorie. Über die Probleme des Fangfotos brauchte ich mir nicht lange Sorgen zu machen, da bereits nach Sekunden der Widerstand entschwunden war, und ich nach dem Einkurbeln feststellen musste, daß mein Coretex Vorfach der Muschelbank nichts entgegen zu setzen hatte. Einfach sauber in der Mitte, wie mit der Rasierklinge abgeschnitten. Fuck. Um 10Uhr kam dann endlich Isa, worauf meine Laune sich ansatzlos, erheblich steigerte. Jetzt konnten sie kommen, die "Bären". Ich war bereit. Gemütlich richteten wir uns ein Frühstück, wobei ich mir gleich, wegen einem Piepser am Richi, das kochende Kaffeewasser beim Einschenken übers Knie schütte. Herrlich. Und als wir so plaudern, speisen und trinken, geht die rechte Rute ab. Vollrun. Muahahah. Jaaaaaaaaaa. Also hin, Kontakt aufnehmen, drillen. Geil. Und wieder nicht die sonderlich kleine Sparte. Minuten vergehen. 15 Meter vom Ufer entfernt folgt der Klassiker. Aussteiger. Weg. Neiiiiiiiin. So, jetzt hatte ich bereits 2 gute Fische hintereinander verloren. Schön langsam aber sicher, wurde ich wieder verbissen. Warum immer ich? Ist es mir nicht vergönnt? Mache ich Fehler? Sinnlos drüber zu sinieren. Wieder Warten.14:30 Uhr . Dichte dunkle Wolken ziehen über den Horizont, als plötzlich aus dem Nichts die Hölle losbricht. Der Swinger klebt am Blank, der Bissanzeiger brüllt sich im Dauerton seinen Lebenssaft aus der Batterie, und einige Meter Schnur sind bereits von der Rolle gerissen, als ich beim Pod bin. Rute aufnehmen. Kontakt herstellen. Wie immer. UUUUUUUUHHHHH ! Sehr gute Kategorie. Sehr stark. Sehr schnell. Sehr böse. Da gibts nicht viel zum Dagegenhalten im Moment. Also sprang ich sicherheits gleich ins Wasser, noch bevor das Monster am anderen Ende der Leine auf die Idee kam, den gefährlichen Schilfgürtel anzuvisieren. Bange Minuten vergehen, und ich kann meinen Gegenüber langsam, aber sicher heranpumpen, bis sich endlich die Keschermaschen um einen herrlichen Schuppigen legen. Ich hab ihn. YES! Das konnte der zweite 10+ in SB für mich sein. Die Abwaage bestätigte dann auch meine Vermutung. 23lbs 11oz. Was für ein traumhafter Anblick. Und gleichzeitig mein bisher Schwerster aus diesem Gewässer. Nun wurden natürlich Fotos von Isa geschossen, was das Zeug hielt, und meine mentale Stimmung war urplötzlich wieder mit Euphorie geschwängert. Muahahahah. Feine Sache. Super edler Common. Was will man mehr.Beim Release wurde natürlich gleich die Chance genutzt, ein paar Wasserfotos zu schiessen, um den Kämpfer dann wieder in sein grünes Reich zu entlassen. Hast mir eine wirkliche Freude gemacht, Beauty ! Vielleicht sehen wir uns mal wieder... Der Nachmittag verlief dann äußerst ruhig, als um etwa 18 Uhr die Bissorgie weiterging. Um 18:03 kann ich jedenfalls den nächsten Kleineren in die Kamera halten. Gelber Nr.6. Keine dreiviertel Stunde später, als langsam die Nachmittagsonne hinter die Bäume kriecht, die Wasservögelgemeinschaften beruhigend ihre Runden ziehen, kommt der nächste Biss.
Und siehe da. Wenige Augenblicke später kann die Nr.7 abgelichtet werden. Mit diesem Fische betrete ich den Rang des tapferen Schneiderleins. Sieben auf einen Streich. 7 Karpfen bei einer Session. Unbelievable. Und andere fangen nichts...der Hammer.Wieder wird eine präparierte Muschel-Kugel hervorgefingert, das Rig neu bestückt und Richtung zentraler Futterplatz auf die Reise geschickt. Schnur spannen, Rute hinlegen, Swinger einhängen. So oft wie in den letzten 24 Stunden hatte ich das wohl noch nie gemacht. Kaum gehe ich vom Pod weg, läuft schon wieder die Rolle ab. Die, die ich gerade eben hingelegt habe. Vollrun. Geisteskrank. Was musste sich da am Futterplatz abspielen... Und abermals kann ein Schuppler der geschätzten 4kg Kategorie, problemlos gekeschert werden. Zielfisch Nummer Acht! Es war einfach kaum zu glauben, was da heute abging. Das konnte nicht nur der Squid-Flavour sein. Nie im Leben. Ich hab´s einfach gut erwischt. Zur richtigen Zeit mit dem richtigen Köder am Spot. Anders konnte ich mir das nicht erklären. Es war realer Wahnwitz.Wir haben etwa 19:40 als zum letzten Mal Schnur abgezogen wird und der Dauerton des Richi´s das Lied vom Höllenbiss singt. Und diesmal merke ich wieder sofort nach dem Aufnehmen der Rute, daß da wieder mal ein Älterer den Köderhappen aufgesaugt hatte. Nach ein paar Schrecksekunden, die der Fisch im dichten Kraut steckt, kann ich meinen kampfstarken Gegenüber wieder im Freiwasser drillen, was dazu führt, daß ich den Gelben endlich über den Kescherrand ziehen kann. Fette und kugelrunde 20lbs 6oz brachte die schuppige Lady dann auf die Waage ( ich kann nicht beschreiben warum, aber ich wusste, daß es sich um ein Weibchen handelte...sie hatte eben die Augen einer Lady ).Schon beim Wiegen und anschließenden Fotografieren wurde ich das Gefühl nicht los, daß mich irgendetwas mit der Karpfendame verband. Mensch und Fisch. Irgendwie kannten wir uns. Ganz ruhig und gelassen ließ sie das Fotoshooting über sich ergehen. Kein Schlagen , kein Zappeln, kein Springen. Ich weiß, daß dies seltsam klingen mag, und viele werden sich jetzt beim Lesen dieser Zeilen denken: "Der Sludge flippt jetzt scho komplett aus - redet mit den Fischen und fühlt sich mit ihnen verbunden", doch es lag tatsächlich was in der Luft. Ich wollte nichts zu Isa sagen, da die mich dann vermutlich genauso in die endgültige Wahnsinnsecke geschoben hätte. Aber "Belly Ann" und ich wußten bereits, daß wir recht hatten. Kaum war sie wieder im Wasser, verabschiedete sie sich mit einer mächtigen Bugwelle, um vermutlich zu zeigen: "Schau her, ich hab schon Kraft, wenn ich mag!" und verschwand dann blitzschnell in den blaugrünen Tiefen des Gewässers. Nach dem Fang von "Belly Ann" packten wir unsere Sachen und traten den Heimweg an. Was war das für eine Session...9 Fische...Venue PB...die magische Karpfenbraut...so wie ich bereits an diesem Gewässer mit Blankserien gefoltert worden war, kam es jetzt doppelt aus dem Füllhorn der Tiefe zurück. Ich hatte wirklich fett zugeschlagen. Da gabs nichts dran zu rütteln.
Daheim angekommen, machte ich mich gleich daran die Bilder in den Rechner zu spielen, und kurze Zeit später war es Gewissheit, daß ich wieder mal recht gehabt hatte. Genau vor 3 Wochen, den 8.6.2008 hatte ich sie schon einmal gefangen. Die Fotos lieferten dann den endgültigen Beweis. Die schmale helle 4te Schuppe hinter dem Kiemendeckel, die Form und die Färbung der Schwanzflosse und die verheilte Wunde über der Afterflosse ließen keinen Zweifel mehr offen. Das war "Belly Ann". Interessanterweise war sie beim Wiederfang um 2 Unzen leichter als vor 3 Wochen, was entweder daher rühren konnte, daß sie nach dem ersten Fang möglicherweise einige Tage nichts gefressen hat, oder gerade heute mittags einen fetten Haufen abgelegt hatte. Wer wußte das schon genau? Ich nicht, und es war mir auch in der Folge relativ egal, da nur wichtig war, daß ich nun definitiv wußte, den Fisch bereits gekannt zu haben. 26ha Wasserfläche. Da ist mir kristallklar vor Augen geführt, daß bestimmte Gelbe immer wieder an ihre bevorzugten Plätze zum Fressen kommen und ihre Futterplätze in regelmäßigen Abständen besuchen. Eine Lektion, wie aus dem Lehrbuch. Und vielleicht habe ich das Glück, irgendwann mal wieder "Belly Ann" auf meiner Matte begrüßen zu dürfen, sofern sie nicht vorher irgendein schreckliches Unglück ereilt, oder vielleicht vom falschen Angler gefangen wird, der sie nicht so sanft behandelt, wie ich es tue. Möge die Macht mit dir sein, Dicke...
tight lines
sludgE