Mittwoch, Oktober 13, 2010

3 Tage Savage Session !

Ich habe es getan. Habe die Gefahren abgewogen, die Risiken kalkuliert, schwer zugängliche u. geheimste Informationen eingeholt und die Lage eingeschätzt, um schlussendlich meinen ganzen Mut zusammen zu nehmen und es tatsächlich zu wagen. 3 Tage werde ich in einer der wildesten und verruchtesten Gegenden auf diesem Planeten verbringen. Alleine. Nur mit einem eingeborenen Führer. Gefährlicher als das Krabbenfischen in der Beringsee und geheimer als die unterirdischen, extraterrestrischen Gen-Versuchslaboratorien der Area 51. Hinter vorgehaltenen Händen hat dieses Stück Land mit raunendem Flüstern auch einen anderen Namen bekommen. Die Höhle des grausamen Löwen. Uhhh. Die alten Karpfencracks, die in den schlecht durchlichteten Vereinshütten zusammenknotzen, verstummen ansatzlos in ihren Gesprächen wenn du es gewagt hast, diese Phrase lauter als ein Grillenzirpen in den Raum zu nuscheln. Tiefe Hutkrempen werden in die Höhe geschoben, kleine nadelkopfgrosse Pupillen scheinen dir durchs Fleisch zu bohren, während knarrend und ächzend das Holzmobilar verkündet, daß nun alle Augenpaare auf dich gerichtet sind. Er hat es gesagt. Das Unausprechliche. Der letzte Frevel unter den Eingesessenen. Die Höhle des grausamen Löwen. Die Odysee des Schreckens. Steiermark. Southside. Mut kann man nicht kaufen...Mein Glück oder besser gesagt mein Plus war, daß ich bereits aus früheren Expeditionen viel vom furchtlosen Umgang mit den Eingeborenen mitnehmen durfte, mir Fetzen ihrer evolutionären Trivialsprache aneignete und somit einfühlsamer agieren konnte. In diesen wilden Breiten konnte das von unschätzbarem Vorteil sein. Noch dazu war es mir durch überaus glückliche Umstände möglich, einen der besten nativen Führer zu engagieren, der mir das Überleben in dieser Hölle erst möglich machte. Ohne Einheimischen bist du dort gnadenlos verloren und wirst vom südsteirischen Dschungel einfach verschluckt. Bloss so. Codename K3. Wieviele herzensgute Angler waren dort angeblich schon verschwunden. Die rochen sofort, daß du nicht von hier bist. Betonkind. Wiener Rotz. Weit weg vom kuscheligen warmen Schoß der sicheren Mutter Millionenstadt. Aber wie bereits erwähnt war ich in der feinen Lage einen echten Eingeborenen für mein Vorhaben zu gewinnen, der scheinbar auch am elementaren geistigen Austausch unserer Kulturen interessiert war und mir folgedessen jegliche Bedenken über etwaige Menschenfallen von der Seele nahm. Er war eine lebende Legende unter Seinesgleichen. Der beste Fährtenleser und Waldläufer, den man sich in dieser rauhen Umgebung an seiner Seite wünschen konnte. Sein schallender Name war Jössi - grob in unsere Sprache übersetzt: Listiger Wolf. Nach einigen anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten hatte ich mich schnell auf den endemischen Baum-Dialekt eingestellt und konnte fortan mit meinem einheimischen Guide relativ problemlos kommunizieren. Der erste Schritt war getan. Hier sehen wir listigen Wolf beim "Nase-in-den-Wind-Recken", um die kommenden klimatischen Verhältnisse aus dem Geruch der Luft ableiten zu können. Wahnsinn, was der noch alles konnte.Jaja, das waren die Dinge, die wir Beton-Kreaturen schon seit Generationen verlernt hatten. Hier wurde das Wild noch mit blanken Zähnen gerissen während wir FastFood-manipulierten Ost-Humanoiden nicht mal mehr wussten, wie man sich selbst die Schuhe bindet. Leider konnte ich von Jössi nur Fernaufnahmen machen, da er fest den Glauben vertrat, seine Seele würde in dem komischen schwarzen Ding in meiner Hand gefangen werden. Auch nach einfühlsamen Heranführen an die Materie war es mir nicht möglich, ihn von der Ungefährlichkeit des Lichtkastens zu überzeugen. OK, das musste man respektieren. Schließlich lag mein Überleben in seiner Hand und da war es wohl der falsche Zeitpunkt, ihn zu verärgern. Also quälte ich ihn keinesfalls weiter mit eventuellen Portraitbildern für mein ethnologisches Expeditionsalbum und wir schritten gemeinsam zur Sache, wegen der wir schlussendlich hier waren. Die Jagd auf die Tapirfische. Tief in der Höhle des grausamen Löwen. Bist du deppat. Ich war schon ein beinharter Kerl, dies ganz alleine mit listigem Wolf durchzuziehen. Draussen in der Wildnis. Dort, wo im Nebel des Grauens die ruhelosen Seelen einstiger Dämonen lauern um dich zu verschlingen. Steiermark. Southside. Die Wenigsten hatten jemals den Mumm besessen so tief einzusickern. Ich war stolz auf mich. Und mit breiter stählerner Brust harrte ich nun der Dinge die da kommen mochten, während listiger Wolf begann, langsam aus seiner Trickkiste zu plaudern, um mir tiefere mentale Einblicke in die humanoide Struktur dieser legendären Gegend zu gewähren. Dankbar wie ein nasser Schwamm saugte ich die Informationen in mich auf, fand darin einige fehlende Puzzelteile für meine persönliche Logik und freute mich über so manch Lösung auf bisher unbeantwortete Fragen.
Jawohl. Der kannte sich aus; der listige Wolf.Nach dem ersten Tag und der ersten Nacht ohne jeglicher Aktivität an unseren 6 ausgelegten Fallen, machte ich mir erstmals Gedanken über einen eventuellen Nichterfolg und ertappte mich dabei, schon im Vorhinein des Öfteren über den vermeintlichen Blank nachzudenken. Noch dazu kam im Laufe des heranrückendes Tages raus, daß Jössi alias listiger Wolf noch einen anderen Namen hatte, der meine Zuversicht auf Monsterfänge schon merklich schmälerte. Da der Originalname mit unserem weltlichen Schriftsatz nicht darzustellen ist, hab ich ihn für meine Leserschaft wieder grob in unsere Ausdrucksweise übersetzt. In der Eingeborenensprache ausgesprochen in etwa wie"AU-GSCHI-SANAA" - in unseren Breiten in etwa wie PESTKÖNIG der PECHRABEN. Na ausgezeichnet. Bin ich selbst schon des Öfteren mit Flüchen konfrontiert gewesen, hab ich nun Einen neben mir sitzen, der ungefähr genauso vom Glück angeschissen scheint. Eine Traumkombination. Zwei Verfluchte gemeinsam auf Fischfang. Da war nicht unmittelbar mit Bissorgien zu rechnen. Und dem war auch so. Logisch irgendwie.Feldbeobachtung; Samstag, 09.Okt. 2010 ~ 14:30: Irgendwann während des zweiten Tages ist listiger Wolf aufgestanden und einfach mit dem Schlauchboot rausgefahren, stoppte plötzlich das Rudern und legte seine linke Hand ans linke Ohr. Intressanterweise schien er zwischendurch immer wieder irgendwelche Zaubersprüche aufzusagen oder rituelles Gemurmel von sich zu geben, während er scheinbar hauptzeitlich statisch Befehle oder Botschaften entgegennahm. War das möglicherweise irgendein magischer Usus seines Stammes oder waren hier sogar telepathische Kräfte im Spiel? Fragen über Fragen, die ich nach eingehendem Studium früher oder später hoffentlich beantworten zu vermag. Im Laufe des zweiten Tages hat mir die Bisslosigkeit dann genügt und ich habe von Scratch weg, neu angefangen. Hab mir abermals den Nash-Prodding Stick vom listigen Wolf genommen und bin in See gestochen. An dieser Stelle sei zu erwähnen, daß das etwas unhandliche Trum wohl den besten "Struktur-Abtaster" mimt, den ich bis jetzt in den Händen gehalten habe und mit Sicherheit ein wertvolles Werkzeug darstellt, sollte man die Möglichkeit besitzen, mit dem Boot ausfahren zu dürfen. Nach intensiver, langwieriger Boden-Abklopferei war es mir möglich, zwei vermeintlich gute Spots auszumachen, die meine Hoffnung noch mal beflügelten. Flecken von beinhartem, steinigen u. sandigen Untergrund inmitten ausgedehnter Schlammflächen. Flink wurden Bojen gesetzt, um die neu bestückten Fallen anschließend auch perfekt platzieren zu können. 3 verschiedene Köder, wie sie unterschiedlich nicht sein können. Einmal eine klassische 20er Jokerkugel Whiskey&Cream, dann eine Tigernuss/Mais Snowman-Kombi und einmal ein in Robin Red gewälztes Dragonblood-Pellet. Und Tarnblei - bist du deppat - jawoi.
24 Stunden hab ich noch...Langsam kroch auch schon wieder die Nacht herein, die dunkle Luft vertrieb das letzte Licht des Tages, während der Jössi und ich noch immer auf den befreienden Biss hofften. Scheisse. Die Zeit lief uns wie Treibsand durch die Finger und schmälerte mit jeder Minute unsere relativ frisch gewonnene Motivation. Gegen 20 Uhr erfolgen plötzlich aus dem Nichts mentale Erlösungsmomente, als sich erstmals mein Bissanzeiger meldet. Es ist die "W&C-Rute". Priieeeep! Der Swinger klettert ruckartig Richtung Blank um dort ansatzlos wieder in Stille zu verharren. Naaaaa. Verdammt. Fehlbiss. Des gibts doch ned. Zuversicht ausstrahlend wende ich mich an meinen nun merklich nervös gewordenen, eingeborenen Führer. "Warte nur, listiger Wolf - der dreht eine Runde und probierts noch einmal!". Irgendwie hab ich´s ja selbst nicht geglaubt was ich da von mir gebe, aber wie es der Teufel so will, bricht nach Beendigung des Satzes die akustische Hölle mittels Empfängerbox herein. Vollrun. YES! Ich gleite wellenreitergleich den feuchten Hang hinunter, um vor meinen Ruten zum Stehen zu kommen, reisse den rasselnden Stock von den Banksticks und kontaktiere somit meine vermeintliche Beute. Der 2,75er Knüppel krümmt sich und ich weiß, daß der Bursche klebt. Nach kurzer Absprache mit listigem Wolf, entscheide ich mein Glück vom Ufer zu versuchen, um des Nächtens nicht in die aufblasbare Nußschale klettern zu müssen. Falls es nicht geht, bleibt mir ohnehin nichts anderes übrig. Nach einem klitzekleinen Anflug von Nervosität, als der attackierende Rüssler kurzzeitig im Kraut steckt, gelingt es mir doch, den Fisch wieder ins Freiwasser zu bekommen, wo ich ihn ohne weitere Probleme mühelos ausdrillen kann. Dann hab ich es. Mein südsteirisches Wasserschwein. Hehe. Ein tonnenschwerer Fels schien mir vom Herzen zu fallen, als ich den Schuppigen voller Stolz in die Kamera halten darf. Gefangen mitten in der Höhle des grausamen Löwen. Kein Bemmerl nicht...Muahahaha. Was glaubt ihr, mit welcher erfolgsgeschwängerten Berufung ich danach in die Federn gekrochen bin? Unpackbar erlöst. Genauso müssen sich in etwa die ersten Amazonas-Pioniere gefühlt haben, als sie erstmals die Quelle des Monsterflusses erreichten. Jaja, ich hatte alle Gefahren auf mich genommen, war mutterseelenalleine in diese harsche Gegend aufgebrochen, um gemeinsam mit einem Nativen die Belohnung für jenen Mut zu ernten. Und ich sah, daß es gut war...Bis zum Zusammenpacken gegen Mittag des nächsten Tages gschah leider bisstechnisch gar nichts mehr, was mein Erfolgsgefühl aber kaum merklich schmälerte. Traurigerweise hatte listiger Wolf seinem Pest-Namen alle Ehre gemacht, denn trotz intensivster Bemühungen seinerseits konnte er keinen Tapirfisch in die Falle locken. Stolz diesen Landstrich ohne Gliedmassenverlust überstanden zu haben, machte ich mich auf den Heimweg und kann resümierend behaupten, daß es doch nicht sooo gefährlich ist, wie dunkle Zungen behaupten. Die Eingeborenen sind mit etwas Einfühlungsvermögen äußerst umgängliche Lebewesen, vor denen man keine Scheu haben sollte. Denn wenn sie merken, daß du dich unwohl fühlst und dein Angstschweiss zu riechen ist, kann die Lage blitzschnell kippen und du findest dich mirnichts dirnichts in einem riesigen Kochtopf wieder, wo du in siedendem Kernöl zwischen gewaltigen, auftreibenden Kürbiskernplatten um dein Überleben kämpfst. Da ich aber mittlerweile ganz gute Kontakte zu einigen Wilden herstellen konnte, die wichtigsten Klick - u. Schnalzlaute des lokalen Dialekts beherrsche und noch dazu mit Angstlosigkeit gesegnet bin, werde ich spätestens im Frühjahr eine neuerliche Expedition in die Höhle des dunklen Löwen wagen. Mein Dank geht an dieser Stelle an meinen treuen Guide u. Waldläufer Listiger Wolf, der mir die Zeit in der grünen Hölle erträglich machte und mein Überleben sicherte. THX Amigo ! Bis zum nächsten Mal - Möge der Fluch von dir abfallen!
tight lines
Sludge

Sonntag, Oktober 03, 2010

CHM Ausgabe Oktober 2010!

Da interessanterweise meine skriptologischen Ergüsse und meine mentale "Abgefahrenheit" scheinbar gut im deutschsprachigen Raume ankommt, bin ich wieder mal mit einem unterhaltsamen Bericht, names "Buschratten" in der Oktober Ausgabe des Carp Hunters Magazine vertreten. Vielen meiner aufmerksamen Leser wird diese Thematik vielleicht schon bekannt vorkommen, denn alles dreht sich diesmal um meine Erlebnisse beim Fischen im Busch, mitten in der Großstadt. Ich hoffe, die Geschichte gefällt abermals und verbleibe mit einem fetten...
tight lines
Sludge