Montag, Mai 09, 2011

Im Auge der Fliege !

So. Was macht man alleine, als halbwegs ordentlicher Narr, wenn man einem schier unbesiegbaren damönischen Heer gegenübersteht und keinerlei Chancen zur Flucht bestehen? Genau. Es kommt ein vielzitierter Spruch zum Tragen, der einen doch im Angesicht des drohenden Untergangs ein freudiges Grinsen in die Larve zaubert. Angriff ist die beste Verteidigung. Jawohl. Bevor ich den letzten Gang über den Hades antrete, nehm ich noch ein paar mit. Ach, wie herrlich wird es sein, wenn ich das Leben aus ihren Äuglein schwinden sehe, die sieben Posaunen Schlachtfanfaren an meine Gehörgänge pressen und die Hure Babylon zum letzten Mal auf die Knie geht, bevor mich der restliche Mob auf Amöbengröße zerfleischt. Weit hergeholt? Stimmt eigentlich. Aber ich liebe eben solche Metaphern, die meinen Hang zur Extrem-Theatralik nur feinstens untermauern und ich dem Großteil meiner Leser wohl des Öfteren wenigstens ein Kopfschütteln rauslocken kann. Da hab´ ich zumindest schon was erreicht. Um wieder retour auf den Pfad der Sinnlosigkeiten zu finden, sei erwähnt, daß ich mit dem unmenschlichen, dämonischen Heer meinen Fluch an einem bestimmten Spot vergleiche. Krüppelbaum. Gnadenloser Molloch der Finsternis...Der Eiserne hatte mir ja ein dunkles Aura-Eier am Platz gelegt, welches es mir unmöglich machte, da demnächst einen vernünftigen Rüssler abgreifen zu können. Seit dem letzten Mal hab ich immer einen weiten Bogen um den Sattel gemacht, da ich ja dort offensichtlich von der tierischen Natur nicht erwünscht war. Doch ich wäre nicht der Sludge, wenn derartige okkulte, seltsam anmutende Gegebenheiten nicht an meinem Nervenkostüm nagten und mich fast zwingen, die zitternde Hand in das dunkle Loch zu stecken, wo eventuell die Königin der Diamantklapperschlangen gerade ihren Nachwuchs zur Welt bringt. Wieder ein Vergleich. Eh logisch, hoffentlich. Resumee: Angriff ist die beste Verteidigung und schon knotze ich mitten in konzentrierter Anti-Sludge-Luft am Krüppelbaum und bereite meine Fallen vor. Vor dem Angeln werden mittels Schleuder ein paar Dragonblood Pellets und 14er Murmeln an die vermeintlich fängigen Spots katapultiert, beide Montagen mit der Snowman Ultrakombi 14er DB mit blauem 10mm Neutralpopper bestückt und hinterhergeschlenzt. Das Warten konnte wieder mal beginnen.Naja mit höllischen Bissorgien hatte ich ja in Anbetracht der Fluch-Tatsache ohnehin nicht gerechnet, aber als ich nach 5 geschlagenen Stunden noch immer keinerlei Aktivitäten an meinen Stöcken erfahren darf, werd ich langsam aber sicher nervös. Nicht mal die Weissen schienen sich mehr für meine Köder zu interessieren. Wirklich seltsam. Rund um mich war bereits typisches Spätfrühjahr-Buschinsektentreiben, die Enteriche waren wieder mal auf der Jagd nach den hübschesten weiblichen Schnäbelchen, feiste Libellen schnitten durch die Luft und sogar die ersten Rosenkäfer brummten im Dogfight, wie Kampfhelikopter aus Gullivers Welt. Geil wars. Bis auf die Tatsache, daß sich da unter Wasser absolut nichts rührte. Beim Fischen ein nicht zu unterschätzender Faktor. Der Hurrensfluch vom Eisernen schwebte wie eine unsichtbare, grausame Wolke über meinem Kopf und schien wirklich schwerstens zu greifen. Des gibts doch ned, herst...Aus. Wer nichts probiert, der nicht verliert. Oder so irgendwie. Raus mit den Fallen. Es reicht. OK. Wenn ihr mir die Stinkerkugeln einfach verschmäht, muss ich euch wohl mit einer ordentlichen Saugdeppen-Praliné auf die Pelle rücken, wo jeder „süsse“ Tschecheranten-Rüssler nicht daran vorbeikommt, ohne ihn zu kosten. Also tausche ich die 14er DB einfach gegen eine 14er Whiskey&Cream aus, setz ihr das blaue neutrale 10mm Hauberl wieder auf und versenke die erste Montage am Rande des aufkeimenden Seerosenfeldes. Da ich mich bei der anderen Rute nicht wirklich entscheiden kann, wird das gute alte Shrapnel rausgefingert, damit eine 20er DB und eine WC Kugel geteilt, um diese dann als siamesischer Geschmackszwilling den Schuppentieren zum Fraß vorzulegen. Und schon knotze ich abermals in Lauerstellung hinter meinen Knüppeln und harre der Dinge, die da ohnehin nicht kommen mochten. Doch weit gefehlt. Keine 10 Minuten vergehen, als die Snowman-Falle zuschnappt und die Drillhölle über mich hereinbricht. JOOOOOOOOOO. Ansatzlos ist klar, daß hier kein Satzler die Murmel inhaliert hat, sondern ein kampfstarker Brutalfighter in den Seerosen seine Flucht antritt. Glaubst du, mein schuppiger Freund. Die Ultegra kichert, der Blank ist krumm, das Aquaborn Stretchout hält tatsächlich was es verspricht, ich knie in Rückenlage am Boden und gebe, was ich habe. Keine Chance für den Tapirfisch, im Unterwasser-Holz seinem Foto-Shooting aus dem Weg zu gehen. Dann kann ich ihn endlich einnetzen. YES. Langes, schlankes, böses Schuppenbuschschwein. Der Fluch ist gebrochen. Jawoi! Ich bin mächtiger als die dunkle Macht selbst. Das gibt schon knuspriges Selbstbewusstsein.Nachdem mein tierischer Exorzist versorgt, fotografiert und wieder in die Fluten entlassen war, konnte nichts mehr schiefgehen. Ich hatte gewonnen. Ab jetzt wars mir wirklich egal was eventuell noch passiert, ich sitze mit seltener Gelassenheit hinter den Angelstöcken und lasse den immer stärker aufkeimenden Dschungelflair auf mich einsickern. Hehe. Geheilt. Endlich. Und wie es so ist, wenn man völlig von jeglichem Druck befreit scheint, geht alles von ganz alleine, denn etwa 1,5 h später wird der Siamesenköderstock in die schwere Krümmung gezwungen und ich kann nach ebenfalls mächtigem Antritt einen alten Bekannten auf der Matte begrüßen. Es ist „Mosaik“. Gut im Fleisch. Das sind dann genau solch Gegebenheiten, die Einen wirklich freuen...Kurz darauf hab ich es gut sein gelassen und habe völlig befriedigt die Heimreise angetreten. Mit schallendem Blood4Blood Gegröhle aus den Boxen ging es wieder über die Tangente Richtung befestigter Unterschlupf. Hehe. Ich habe nämlich am Abend davor noch meinen Code für den Radio rausgesucht, wohl ahnend, daß ich die Heldenmusik am nächsten Tag brauchen würde. Ein paar Tage verstrichen und das nächste Wochenende stand vor der Tür. Diesmal ging es wieder mal gemeinsam mit Isa raus nach Sweetspring, um meinen momentanen Lauf die nächste Möglichkeit zu geben, sich frei entfalten zu können. Hab ich jedenfalls gedacht. Die Hauptzeit des Overnighters hab ich nämlich nicht mit Drillen, keschern und neu beködern verbracht, sondern bin in gebückter Haltung stundenlang am Boden rumgekrochen, um mit dem Makro ein paar vernünftige Insektenbilder zu schießen, was mir dann auch halbwegs gelungen ist.Denn nach 36 Stunden ohne einem einzigen Fisch-Kontakt, musste ich diesmal ohne Euphorie und Posaunen die Autobahn heimwärts bezwingen. Ja so ist das. „Wenn man glaubt es geht noch mehr, kommt schnell der nächste Blank daher!“
Oder so irgendwie war das...
tight lines
Sludge