Dienstag, Juni 17, 2008

ER in SB und der Tag danach !

Montag, 16.06.2008: Nachdem ich 3 Tage am Dead Water nun schon zum 174ten mal feststellen musste, daß die Donaufischerei kein Wunschkonzert darstelle, ich aber Montag und Dienstag noch Urlaub hatte, zog es mich noch karpfenhungriger, selbstverständlich heute gleich wieder ans Wasser. Stehend. 26ha. Heimgewässer SB. Heute musste was gehen. Als ich Platz ankomme, verschwindet ER gerade in den Schilhalmen. Er, ja er war wieder da. Der große, massige, dunkle, fast schwarze Monsterschuppler, den ich nun schon des Öfteren direkt bei uns am Ufer grundeln sehe. Um die 90cm lang und mit Sicherheit ein 15+. 3 Meter von meiner Nase entfernt. Das sind Momente, wo du nicht mal wagst, mit den Augen zu zwinkern, um ihn nicht zu erschrecken. Atmest du noch? Ja. Ganz langsam und vorsichtig. Siehst dabei zu, wie er gemächlich und gigantisch zugleich, die Reste deines Feeder-Futters aufschlürft ... Wahnsinn ... aber wehe, du machst eine Bewegung...eine lautlose Wolkenexplosion im 1 Meter tiefen Wasser vor dir, und er ist weg. Und nun war er schon wieder da gewesen. Dürfte den Schilfgürtel an meiner Linken immer wieder aufsuchen, um an die Reste meiner Boilies und meines Futters zu gelangen. Jaja, irgendwann krieg ich dich. Und schon waren die Gedanken wieder verworfen, die Montagen beködert und raus an die Bank geworfen. 2 Stunden vergehen. Zwischendurch werfe ich immer wieder mal einen Futterballen vor mir ins Wasser, um sich am Fressrausch der Rotaugen, Sonnenbarsche, Lauben und Rotfedern zu ergötzen. Und was seh ich da plötzlich im Augenwinkel für einen Schatten heranschleichen? Genau. Er. Unweigerlich muss ich an Gregory Pack als Cpt. Ahab in Moby Dick denken. Warum? Ich kann dem Schwarzen Rüssler vor mir, fast in die Augen sehen. So nah und klar vor mir, wie selten was unter Wasser zuvor. Ich versuchs - was solls. Im Zeitlupentempo bewege ich mich chamäleonartig zu meiner linken Rute, den Dunklen immer im Blickfeld, und beginnen ganz langsam die Montage heranzukurbeln. Aus etwa 60 Meter Entfernung. Ich denke, die Zeit steht still - die Aktion dauert ewig. Noch hat er keinen Verdacht geschöpft. Die Chance lebt. In etwa 10 Metern Entfernung dann der unweigerliche Krauthänger. Grrrrrr. Ruhig bleiben. Kein Wunder bei dieser Einholgeschwindigkeit. Ich baue langsam Druck zur Montage auf. Gaaaaanz langsam. Hängt. Verdammt fest. Scheisse. Mehr Druck...frei. Das 92er Blei saust mit 20er Kugel im Gefolge durchs Wasser. Das reicht. Zuviel für "BLACK". Es folgt die obligate Unterwasserwolke und weg ist er. Das wars. Tja. Der Versuch wars wert. Aber was solls, ich lege im den Richworth Muschelhappen einfach an den Platz 2 Meter vom Ufer entfernt. Ein, zwei Futterbälle und zerbrochene Boilies hinzu. Warten und hoffen. 20 Minuten vergehen. Gigantisch schiebt er sich aus der Dunkelheit der Tiefe und fängt wieder am Platz zu rüsseln an. Unbelievable. Ich sehe meine Montage kristallklar im Wasser liegen. Über meinen momentanen Adrenalspiegel brauche ich wohl keine Worte verlieren. Die Welt hat sich aufgehört zu drehen. Meine Muschel-Kugel, der Schwarze und ich. Nichts andere zählt. Doch plötzlich erste Bedenken, als ich das lineare Glitzern sehe. Verdammt, wenn er die Schnur spürt, die ziemlich steil zum Blei ins Wasser führt, wars das für lange Zeit. Und wieder mal kommt es wie es kommen muss. Kaum kommt "BLACK" mit der Schwanzflosse an die Schnur, ist er weg. NEEEEEEEEEEEEIIIIIN. Ich Arsch. Warum hab ich da vorher nicht dran gedacht? Jetzt würde nur warten auf den Lucky Punch was bringen. Doch wer mich kennt, weiß, daß ich lediglich einen Brief aufgebe, aber keine Mission. Und so fingere ich flink ein Captive Backlead aus meiner Box, und lege die Montage wieder an den selben Platz auf Grund. 30 Minuten vergehen. 2 Stunden vergehen. Schon lange war nichts mehr vom Dunklen zu sehen. Langsam aber sicher entglitt mir der letzte Funken Hoffnung und ich machte mich daran, nebenbei ein paar Rigs zu binden, um die Lücken in den Rigbags wieder zu füllen. Und dann plötzlich aus dem Nichts das Inferno. Biss. In Bruchteilen von Sekunden sehe ich "BLACK" links um den Schilfwald ausbrechen, während der Swinger am Blank klebt, die akkustische Bissanzeige in die Vollen geht, und der Freilauf in höllischer Geschwindigkeit meterweise Schnur von der Rolle geben muss. Reaktion. Rute vom Pod reissen, Freilauf schließen und ab in die Fluten. WHAAAaaaaaaaaaa ! Bist du geistesgestört. Der Druck war der Hammer. Mit zum Halbkreis gebogener 2,75er Warrior stehe ich bis zur Hüfte im Wasser und bin eigentlich machtlos. Trotz fast komplett geschlossener Bremse zieht das Monster immer noch langsam 0,33er von der Spule und verkriecht sich immer tiefer im Halmgewirr des Schilfgürtels. Chancenlos. Plötzlich Stillstand. Aus. Riene va plus. Nichts geht mehr. Der Schuppige bewegt sich keinen Millimeter und ich kann keinen Millimeter Schnur zurückgewinnen. Das wars. Doch einen letzten Versuch starte ich noch und versuche um den Schilfgürtel zu schwimmen, um einen anderen Winkel zum Fisch zu bekommen. Zu meiner Schande muss ich sagen, daß ich nicht sonderlich lange durchgehalten habe, da das Schwimmen nur mit den Beinen und mit der 12" Rute in der Hand nicht gerade ein Zuckerschlecken war. Also wieder retour bis ich wieder festen Boden unter den Füssen spürte. Wieder Druck machen. Warten. Mehr Druck machen. Warten. Unter starker Belastung meiner Hauptschnur kommt mir irgendwann die Montage entgegen geflogen. Nur das Blei war weg. Ich bedanke mich hiermit beim Erfinder des Safety Clips, der es schließlich doch ermöglichte, daß der Schuppige nun nicht mit einer komplett abgerissenen Montage und ein paar Metern Schnur herumschwimmen muss. Tja, was sollte man machen...ich habs versucht und bin kläglich gescheitert. Mit Sicherheit hab ich jetzt auch noch "BLACK", für lange Zeit wenn nicht für immer vergrault. Verdammt. Gefrustet habe ich dann die Montage wieder auf meine Sandbank geworfen und hab mich weiter dran gemacht, Rigs zu binden. Traurig, den Dunklen verloren zu haben. Keine 20 Minuten später kommt der Biss genau auf der Rute und ich kann ohne weitere Schwierigkeiten einen kampfstarken, langgestreckten und schön gefärbten 20lbs 3oz Schuppigen ( ~ 9,1 kg ) in die Linse meiner Cam halten. Na, das war doch schon mal eine Entschädigung, mit der ich mich heute problemlos anfreunden und meine Heimreise antreten konnte. Und vielleicht kommt er ja irgendwann wieder. Der Dunkle. Die Hoffnung stirbt zuletzt...

Dienstag, 17.06.2008: Fünfter freier Tag. Fünfter Tag Fischen. Heute stand wieder mal eine gemeinsame Session mit Dad an, die eigentlich auch durchwegs positiv und ohne gröbere, anglerische Zwischenfälle ablief. Zwischen 10:30 und 17 Uhr hatten wir 5 Bisse, die allesamt verwertet wurden und mit Fischen zwischen 10lbs 11oz und 13lbs 1oz belohnt wurden.
Keine Monster, aber durchwegs gut gebaute, halbstarke Schuppige, konnten wir im Zuge dieses herrlichen Tages erbeuten, welche natürlich Lust auf Größere machen. Ja, es läuft nicht übel im Moment. Wir dürfen uns nicht beklagen. Wir fangen nun regelmäßig gute Fische, wenn auch die wirklichen Biggies bis jetzt ausgeblieben sind. Denn wie wir alle wissen: Der Weg ist das Ziel - und ich drille lieber ein paar Kleine auf diesem Pfad, als nur auf den Großen zu warten ;)
tight lines
sludgE