Donnerstag, Oktober 26, 2006

5 pikes in a row

Heute war mal wieder so ein Tag, wo mir sofort nach dem Aufstehen bewußt wurde, daß heute was gehen konnte. Da mich gestern unser aller Golem, der Fernseher, bis 2:30 Uhr morgens an die Couch fesselte und ich erst danach ins Bett ging, kam ich heute nicht vor 10 Uhr aus den Federn. Doch auf meinem ersten Blick aus dem Fenster, erkannte ich die Zeichen. Leichter Wind, tief verhangene Wolkendecke und Nebel soweit das Auge reichte. Kurz gesagt : Hechtwetter! Also wurde nicht lange rumgefackelt, die Spinnrute gepackt und flink über die Südost-Tangente in die Lobau. Gespenstisch krochen selbst um diese Uhrzeit noch schlanke und elegante Nebelschwaden über die Wasseroberfläche, welche von zahlreichen gefallenen bunten Blättern übersäht war, und somit eine ganz besondere Stimmung wiederspiegelten. Der Herbst war in voller Pracht im Land eingekehrt, und der widerhakenlose Drilling meines guten alten Colonel Z ( heute wurden keine Experimente gemacht ), fuhr mir beim Auspacken gleich mal in den Daumenballen, um mir vermutlich mitzuteilen, daß er endlich arbeiten wollte. Ok - er konnte es haben. Erster Wurf; beim Einholen erkenne ich die dunkle große Silhouette unter Wasser die gemächlich meinen Spinner verfolgt aber dann abdreht. Da war also schon der Erste. Ich spinne den Spot noch genauer ab, doch es rührt sich nichts mehr. Also gehe ich am Ufer 20m weiter und beginne erneut mein Spiel. Direkt neben einer umgestürzten Baumleiche dann der erste Biss und ich kann einen 40er Esox wieder in die Freiheit entlassen ( an dieser Stelle danke an die Biber, die den netten Hechtunterschlupf erst möglich gemacht haben ). Kurz darauf der nächste Biss, aber der etwas bessere Fisch kann sich durch wildes Schütteln kurz vor der Landung vom Haken befreien und ist weg. War ein geschätzter 65er. Tjo. Nach ca. einer Stunde hatte ich in etwa 300m am Ufer gemacht, rauchte mir in Ruhe eine an und genoß die herbstliche Stimmung am Wasser, wo jede einzelne Windböe wieder hunderte rote, gelbe und braune Blätter von den Bäumen rieseln ließ. Dann machte ich mich auf den Rückweg, um die Strecke noch mal zu bearbeiten. Und jetzt ging der Spaß erst richtig los. Bereits nach 3 Würfen, der nächste Biss und ich kann einen schön gefärbten 51er in die Kamera halten um ihn danach wieder schwimmen zu lassen. Keine 20m weiter und keine 5 Minuten später, der nächste Ruck in der Rute und ich kann den wilden kleinen 47er, dank des widerhakenlosen Drilling leicht von Haken lösen, um ihn wieder schwimmen zu lassen. Die nächste halbe Stunde brachte nichts mehr, doch dann folgte der nächste Biss und der 54er Herbsthecht folgte einem seiner Vorgänger auf das digitale Medium der Kamera. Kurz abgelichtet und zurück in die Fluten. Problemlos. Ich komme wieder an den Spot, wo ich schon mehrmals in letzter Zeit einen Vertreter der Unterwasserwölfe einen Landgang verschafft hatte. Ich werfe die Stelle neben den überhängenden Sträuchern an, und wie im Bilderbuch kommt der Biss ... ansatzlos. Ich drille den Burschen heran, kann ihn mit einem Nackengriff packen und sehe, daß das auf jeden Fall der größte heute gelandete Fisch war. Das Maßband zeigte schlichte aber herrlich gezeichnete 63cm. Damit musste ich ihn leider lt. meiner Fischereiordnung abschlagen um ihn meinem Magen zuzuführen, was ich dann auch tat. Jetzt hatte ich meinen Küchenhecht und stellte ab sofort das Fischen ein, um den Heimweg anzutreten. 3 Stunden später war ich wieder daheim, wo sich meine Freundin sehr über den baldigen Gaumenschmaus freute, und mich als Hechtjäger hoch lobte. Leider war kein wirklich stattlicher Esox dabei, aber dennoch bin ich mit 5 gelandeten Hechten in vielleicht 2einhalb Stunden mehr als zufrieden. Hatte ich die Zeichen richtig gedeutet ? Hatte ich einfach nur verdammtes Glück gehabt ? Hatte ich zufällig nur genau die richtigen Stellen angeworfen ? Bin ich ein Hechtangler-Rohdiamant, der erst geschliffen werden mußte ? Sollte ich vielleicht mehr auf Hecht angeln als auf Karpfen ? Fragen über Fragen ... die nicht beantwortet werden können, zwingen mich in den nächsten Tagen und Wochen sicher noch ein paar Mal ans Wasser, um vielleicht wirklich noch ein Monster an Land hieven zu können. Wir sollten nicht unbescheiden sein aber wie wir alle wissen : Die Hoffnung stirbt zuletzt.
tight lines
sludgE