Denn wenn die Möven am Wasser sind ... "daun geht wos - des wor no imma so" ;). Nachdem ich ja seit Mittwoch wieder arbeiten gehe, ist es nun vorbei mit den Sessions mitten unter der Woche, und ich muss mich nun wohl oder übel wieder dem Wochenend-Rythmus hingeben. Die Wetterlage versprach zwar keine Südsee-Atmosphäre, aber wenn man seine Fische fangen wollte, musste man seine Bequemlichkeit auch mal hinten anstehen lassen. Also Tackle packen und ab nach SB. Wenn man in der kommenden Zeit am Wasser, von nun an auch wieder etwas härter im Nehmen sein musste, hatte die ganze Geschichte auch einen erheblichen Vorteil. Man war fast wieder alleine da draussen. Die klassischen "Schönwetter-Sommer-Fischer" stehen bereits in den Vorbereitungen für ihren Winterschlaf, und sind in den Monaten Oktober bis Ende April eigentlich nicht mehr an den Ufern anzutreffen. Jetzt kommt unsere Zeit. Jetzt kommt die Zeit der "Komplett-Erledigten", der Wahnsinnigen und Besessenen. Vom Geiste der "normalen" Gesellschaft so weit entfernt, wie es die Enterprise in ihren besten Tagen in 3 Lichtjahren nicht geschafft hätte. Auch nicht mit Warp 6. Die Leute die du ab jetzt an den Gewässern antriffst, haben den gleichen "Klescher" wie du selbst, und das tut gut zu wissen. You´ll never walk alone...Kommen wir nun zum Punkt: Da ich in letzter Zeit in SB wieder vermehrt Aussteiger hinnehmen musste, war es an der Zeit sich mal wieder Gedanken über das Rig zu machen, obwohl ich mir fast sicher war, ein fast 100%ig Sicheres gefunden zu haben. Also beschäftigte ich mich abends unter der Woche nun mal mit den diversesten Blowback-Rigs, und da ich schon mal grundsätzlich eine Abneigung zur Verwendung eines Longshank-Modells habe, wurde mal eine eigene Version gebaut, und heute zum Praxis-Test ans Wasser mitgenommen. Semistiff ( Fox Coretex - 2cm vorm Haken abgemantelt ) in Kombination mit einem 4er Fox Arma Point SSC. Möglicherweise ungewöhnlich, aber ich konnte mir vorstellen, daß das eigentlich funken müsste. Extrem böiger NW - Wind blies mir fett um die Ohren, als gegen 12:30 das erste Mal die 20mm Nash Monster Pursuit Plus zuschlug, und ich kurz darauf einen feinen Rüssler im Drill hatte, welcher sich wenig später als 15lb 11oz Schuppler outete. Na das war doch schon mal was. Schön mittig in der Unterlippe hatte der Haken gegriffen, und mein "Abnorm-Blowback-Rig" hatte somit den ersten Versuch mit Bravour bestanden.Beim anschließenden Fingern in unserer Futter-Kiste entdeckte ich dieses kapitale Exemplar einer großen Winkelspinne ( Tegenaria atrica ), welche sich in den letzten Tagen dort eingenistet haben musste. Möglichweise hätten arachnophobe Menschen angesichts der Größe angenommen, daß diese Spinne normalerweise Rebhühner und Fasane im Vorbeilaufen fängt, war aber mit einer Beinspannweite von 7cm wirklich nicht von der zarten Sorte, welche man nicht jeden Tag zu Gesicht bekam. Ein echt fetter Brummer, der da auf der Lauer lag.Gegen 13:50 hatte die nächste Pursuit-Kugel einen herrlichen Schuppigen in die Falle gelockt, welcher mit 17lb 4oz schon ordentlich zu Buche schlug. Und abermals hatte das Abnorm-Rig perfekt seinen Dienst verrichtet, und schön in der Unterlippe zugepackt, was dem kampfstarken Gelben keine Chance für einen Ausstieg gab. Ja, die Möven waren da. Alles klar...Nachdem mir der Wind kontinuierlich stärker werdend um die Ohren pfiff, entschied ich nun endlich, mein Berkley-Oval aufzustellen, um ein wenig vor den beissend kalten Böen geschützt zu sein. Und was entdecke ich da beim Herantreten ans Auto? Nein, das gibts nicht. Ich hatte ihn schon völlig vergessen. Der kleine Mäuserich, der mir beim Terminator-Cup in der Steiermark ins Auto geklettert war, und den ich dort nicht fangen konnte, trippelte fröhlich und putzmunter auf der Zelttasche im Inneraum des Wagens umher und ließ sich scheinbar gar nicht stören. Nach einer Woche hatte ich nicht mehr mit ihm gerechnet, und fest angenommen, daß er in der Zwischenzeit bei den unzähligen Möglichkeiten bereits aus dem Auto geflüchtet war. Und nun stand ich da, den Autoschlüssel in der Hand, der etwa 6cm große Mäuserich im Wagen. OK - jetzt hatte ich Zeit und jetzt musste er raus. Nicht, daß ich was gegen ihn hätte, aber in meinem Ford braucht er auch nicht gerade wohnen um mir den gesamten Innenraum zuzukacken. Nur wie fang ich ihn jetzt ? Ich durfte nicht von hinten angreifen, da er mir sonst sofort unter einen der Sitze abgezischt wäre, wo ich wieder nicht an ihn rankam. Also holte ich mir schnell 2 Kübel, und schlich mich im Indianermodus an mein eigenes Auto an. Ganz langsam sperrte ich die Vordertür auf und öffnete sie so leise es eben ging. Freeze! Er hatte mich bemerkt und schaute mir mit aller Seelenruhe und seinen großen schwarzen Kulleraugen zu, wie ich mich mit den beiden Kübeln bewaffnet, an ihn heranschlich. Kaum war ich etwa einen dreiviertel Meter von ihm entfernt, sprang er von der Tasche runter und verkroch sich im hintersten Winkel direkt bei der Heckklappe. Und genau da wollte ich ihn haben. Er saß in der Falle. Denn mit einem Kübel rechts und einem Kübel links schnitt ich ihm beide möglichen Fluchtwege ab, während ich mich selber auf ihn zubewegte. Man konnte richtig erkennen, wie es in seinem kleinen Gehirn abgehen musste, wie er abwog, welche Richtung nun wohl die Bessere sei. Rechts ? Links ? Gerade übers menschliche Monster? Er entschied sich für rechts. Im grünen Kübel war somit Endstation. Muahahahahahahhaha - ich hatte ihn. Jawohl. Augestrickst. Hehe. Überglücklich lief der kleine Kerl dann davon, als ich ihm bei mir am Platz die Freiheit in der Wildnis schenkte. Der nächste Steirer in Wien ;)Kurz nachdem ich den Mäuserich releast habe, lief auch schon zum 3ten Mal die Schnur von der Rolle und ich konnte mich einige Minuten später über einen kleinen Gelben der 3 Kilo Kategorie freuen, den ich aber gleich im Wasser abhakte und somit nicht wog und fotografierte. Abermals hatte mein Abnorm-Rig gut gearbeitet, was mich selbstverständlich zufrieden machte, wieder mal nicht den Weg der Allgemeinheit gegangen zu sein, was Neues probiert zu haben und damit auch noch erfolgreich war. 3 Bisse - 3 Fische. Und das im Oktober innerhalb von 4 Stunden. Alter, was willst du mehr? Aber eigentlich war es ja schon bei der Ankunft am Wasser kristallklar, daß heute ein Fangtag war. Die Möven waren da. Und immer wenn die da sind, dann beissen auch die Fische. Warum? Keine Ahnung...hört sich komisch an, ist aber so :)16:20Uhr - bereits zum 4ten Mal am heutigen Tag läßt mich der Bissanzeiger meine hochintellektuelle, blutrünstige Lektüre ( Storm Comic Nr. 53 - Die Höllenhunde von Marduk ) zur Seite legen, um dem nächsten Wasserschwein einen Landgang zu verschaffen. Dies gelingt auch wieder völlig problemlos, sodaß ich mich nach nettem Drill über eine schlanken, aber schönen 14lb 9oz Common freuen kann. Zum 4ten Mal Unterlippe, mittig, ideal. "Abnorm-Blowback" - 4:0 für dich.Bis zu meinem Zusammenpacken um 18 Uhr durfte ich dann keine Sensationen mehr erleben, was mich aber auch nicht sonderlich verwunderte, da etwas entscheidend anders war als vorher.
Ganz klar... die Möven waren nicht mehr da. Sie waren weitergezogen und bescherten wem anderen vielleicht gerade jetzt den Fang des Lebens. Diese Theorie ist abstrus, keine Frage, aber... gesegnet ist der Gläubige ;)
tight lines
sludgE