Montag, Juli 07, 2008

Flucht aus Mordor !

Was war das für eine Woche. Eisern. Ich werde versuchen, mich diesmal kurz zu halten, und schildere jetzt nun chronologisch die Ereignisse der vergangenen beinharten Tage.
Mittwoch 2.7 : Früh morgens schon mit leichten Zahnschmerzen aufgestanden...ok, scheiss au - der Klassiker....des vergeht schon. Kein Problem. Sicherheitshalber ein Schmerz-Tabletterl geschluckt. Unter Tage befand sich der Schmerz in der Kategorie des Ertragbaren. Doch kaum verkroch sich die Sonne hinter dem Horizont, kam ich in den nächsthöheren Level. Kategorie: Es wird jetzt wirklich schon bösartig. Noch eine Tablette. Nützt natürlich Nüsse. Die Kühlakkus aus dem Tiefkühlfach werden meine besten Freunde. Nur mit denen am Kiefer klebend, ertrage ich körperlich die Zeit der Höllenpein bis ich endlich einschlafe. Jaaaa. Mental war ich stark. Eine halbe Stunde später hellwach...uhhhhh...nächsthöherer Level/Bossmonster : Soll ich sofort zu einem Nachtnotdienst fahren, oder beisse ich weiter? Ich bin hart. Meine Schmerzgrenze ist bereits seit Stunden überschritten. Nur mehr 7 Stunden bis mein Zahnarzt aufsperrt...Tablette nachwerfen...Ich kuschle wieder 20 min. mit meinen neuen kalten Freunden. Wieder schaffe ich es einzuschlafen. Ab halb3 in der Nacht hab ich dann kein Auge mehr zu gemacht , Kategorie: Ich habe die Höllenfestung der Schmerz-Apokalypse beschritten..., und war bereit vorm TV um ein Haar komplett durchzudrehen, als in dieser Nacht zum 17ten mal die Psychopathen-XXXLutz Werbung mit dem Bohlen sehen muss. Unmenschliche Aggression. Unmenschliche Qual. Ich hätte dem fiktiven Vater der Lutzfamilie mit seinen übergroßen Schaumgummihänden nur allzu gern jetzt die Fresse poliert...Räumungsverkauf...tätä tätä tä ...Donnerstag 3.7 :Und so verging Minute für Minute in dieser Nacht, bis ich mich morgens endlich auf meinen Feuerstuhl schwingen konnte, und 10 Minuten vor Öffnung bei meiner Dental-Göttin in Weiss auf der Matte stand. Die hat mir dann ansatzlos eine Wurzelbehandlung verpasst und mein rechtes Unterkiefer vom Eiter erlöst. Da bei einer Kiefereiterung keine Narkosespritze mehr hilft, brauche ich nicht weiter zu erläutern, wie lustig die Angelegenheit war. Aber der Hammerdruck war weg, und ich fühlte mich bereits um Ecken wieder besser. Lediglich die halbe quadratmetergroße, getränkte Gaze in meiner offenen Kieferwunde, bereitete mir noch einiges Kopfzerbrechen. Ich gehe direkt in die Arbeit, muss aber dort nach 3 Stunden w.o. geben, da es mit dem Wundschmerz nicht möglich war, auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Ich gehe heim, nehme meine verschriebenen Antibiotika u. Schmerzmittel, und schlafe fast bis zum nächsten Morgen durch. Ich bin am Sande.
Freitag 4.7 : Ich stehe normal auf , werfe Antibiotika u. Schmerzmittel und gehe zur Arbeit. Um 11:30 habe ich meinen Termin bei der Zahnärztin. Bis dahin keine Schwierigkeiten. Der Wundschmerz ist im Bereich des Erträglichen. Auf die Minute genau sitze ich im Wartezimmer und frage mich, was da jetzt auf mich zukommt. Angst? Nein, das nicht. Schon lange nicht mehr. Aber dieses unangenehme Wissen, daß mich jetzt gleich, mit Sicherheit nicht das Kuschel-Streichler-El Dorado erwarten wird, sondern bösartige Minuten in meinem dentalen Mordor zu überstehen sind. Herr Hager bitte ! Ich bin dran. Jawohl. Was solls. Es muss sein und ich muss durch. Die Aktion dauert keine 30 Sekunden. BIST DU DEPPAT ! Der Hammer. Der Zeitraum, in dem mir das getränkte Tuch blitzschnell aus der Wunde gezogen wird, mutiert zu Ewigkeiten in der vielbesungenen Schmerzapokalypse. Selten in meinem Leben hatte ich solch einen Pein-Zenit erlebt. Durch meine zugepressten Augenlider wurde in dicken Strömen Tränenflüssigkeit gepresst, um an meinem Kinn herunterzulaufen und dort wieder vereint in das Speicheltuch um meinen Hals einzusickern. Abnormaler mentaler Wahnsinn. Mir wird die Wunde verschlossen, ein Wattepfropf drauf gedrückt und ich kann heimgehen. Pffffffff. Kaum bin ich auf der Strasse, ist eben Dieser dermassen von Blut durchtränkt, daß mir die Suppe bereits nach einigen Metern aus dem Maulwinkel rinnt. Ich verliere ordentlich meinen Lebenssaft. So schlimm ist es schon nicht. Jetzt nichts wie heim, obligates Antibiotika, Schmerzmittel, pennen. Nicht der Funken einer Chance, nur irgendwas Sinnvolles zu tun.Samstag 5.7 : Als ich in der Früh aufstehe, muss ich erstmal meine blutverkrustete rechte Gesichtshälfte schrubben, da mir in der Nacht wahrscheinlich noch einiges von meinem Blut aus der Kieferwunde abhanden gekommen war. Selbstverständlich habe ich noch starke Schmerzen. Draussen herrscht herrlichstes Karpfenwetter und ich bin nicht in bester Verfassung. Ich bin nervös. Wieder Tabletten. Essen kannst du nicht viel, und die ganze Arznei trägt auch nicht gerade zu einem herrlichen Wohlgefühl im Magen bei. Mittags bin ich soweit. Ich pfeife drauf. Schmerzen hab ich hier und am Wasser - da sitz ich doch lieber draussen und versuche mich abzulenken. Also Ruten geschnappt und unter pochendem, pumpenden Kieferschmerz ab nach Sweet´n´Springs. Und was dann abging, ließ mich meine persönliche Tortur fast vergessen. Bis Sonntag Nachmittag habe ich 14 Runs, davon 5 Aussteiger, ein kompletter Montageverlust durch die Muschelbank und 8 herrliche Fische zwischen 9lb 2oz und 17lb 13oz, obwohl ich in der Nacht meine Karpfenruten aus dem Wasser hatte, um etwas Schlaf nachzuholen. Um kein anglerisches schlechtes Gewissen haben zu müssen, wurde von mir lediglich ein totes 20cm langes Rotauge am Grund versenkt, um unwahrscheinlich aber möglicherweise, einen ordentlichen Wels zu fangen. Paradoxerweise musste ich in der Nacht dann 3 mal aufstehen, weil da jemand in den Tiefen des Gewässers mit meinem Rotauge sehr schnell große Strecken zurücklegte, und ich aber beim Anhieb jedesmal meinen Köderfisch wieder alleine retour bekam.Räuber sind also auch an meinem Ufer vor Ort. Das ist gut zu wissen. Und wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich sagen, daß ich Sonntags, als ich von meiner Session heimgefahren bin, komplett schmerzfrei war. Muahahahahah. Ich war hart und wurde dafür belohnt. So musste es sein. Mir war die Flucht aus meinem Zahn-Mordor mit einer erfolgreichen Karpfenjagd nun doch gelungen.
tight lines
sludgE