Montag, Juli 28, 2008

Im Westen nichts Neues...

Eigentlich hätte ich dieses Wochenende ja mit der Band in Weissenfels ( ehem. Ostdeutschland ) ein Festival spielen sollen, was aber wegen eines nicht erwarteten Todesfalles in unseres Trommler´s Familie selbstverständlich von unserer Seite abgesagt wurde ( an dieser Stelle noch mal mein herzlichstes Beileid - und sei weiter stark, Amigo ! ). Um ein wenig von dieser momentan, durchaus verständlichen traurigen Stimmung zu flüchten, wurde der Karpfenansitz gewählt, wo du in Ruhe alles an dir vorüberziehen lassen kannst, und mit dir selber auch ins Reine kommst. Jedenfalls traf ich mich am Samstag um 10 Uhr mit Dad am Wasser, um den einen oder anderen Gelben zu verhaften, und so ein wenig meine trüben Gedanken aufzupolieren. Es gab den ganzen Tage eigentlich keine Sensationen; Dad konnte 3 Fische bis 8 kg fangen und ich zumindest einen der 5er Kategorie. Der einzige mentale Skandal an diesem Tag war wahrscheinlich der Krebs, der mir wegen eines halben Muschelboilies das Keschernetz aufgebissen hat, und um die Burg nicht los lassen wollte, bis ich ihn zwanghaft davon befreite. Sonntags ging es dann gemeinsam mit Isa wieder ans Wasser, worauf ich im Laufe des Tages 2 Schuppige landen konnte, wobei der Größere mit 14lb 11oz schon ganz ansprechend war.tight lines
sludgE

Sonntag, Juli 20, 2008

Hauptaufgabe "Kescher-Boy" !

Diesmal stand eine "Special Session" am Programm. 24 Stunden über Nacht. Gemeinsam mit meinem Dad. Jawohl. Und so, wie´s in letzter Zeit gelaufen ist, konnte eigentlich nicht viel schief gehen. Das würde eine Show werden. Mit Sicherheit. Also ging es Freitags Nachmittag nach der Arbeit gleich raus nach SB, wo "the Calm" auch gerade angekommen war, und bereits beim Ausladen des Tackles war. Mit den vergangenen kühlen, regnerischen Tagen, hatten wir nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karpfenjagd, aber dennoch war uns der Wettergott gnädig und sandte uns zumindest kein Wasser vom Himmel. Zwischenzeitlich brach die dunkle Wolkendecke auf und wir konnten immerhin hin und wieder ein paar Sonnenstrahlen ernten. Wider Erwarten kroch bisslos der Abend herbei, worauf wir uns die Wartezeit mit herrlichen Spare-Ribs vom Grill versüssten. Die Nacht konnte kommen. Ich war bereit. Immer und überall. Um 22:45 wars endlich das erste Mal soweit, und Dad konnte kurze Zeit später einen schönen 8er Schuppigen auf die Matte legen. Der Bann war gebrochen. Jetzt musste es los gehen...Um 0:20 beginnt endlich meine Serie. Vollrun. YES ! Raus aus dem Schlafsack, Rute vom Pod ... uhhhhh...guter Fisch.....weg. Ausgestiegen nach 30 Sekunden Drill. Damned. Die gesamte Montage vom Kraut befreien und in völliger Dunkelheit wieder raus an den Spot. Es vergeht keine Minute, bis ich mich wieder in der Tiefschlafphase befinde. Pieeeeeeeeeeeeeeeep! Wieder Bisshölle an meinem linken Ohr. Ich fühle mich so, wie wenn ich gerade die Augen zu gemacht hätte. Es sind 50 Minuten vergangen. Wieder raus, wieder die Rute aufnehmen, drillen. Der Fisch zieht rechts weg, ich schlüpfe aus dem ersten Schuh, schicke barfuß die erste Nacktschnecke über den Jordan, und will aus dem Zweiten steigen. Der Widerstand an der Leine ist weg. Aussteiger Nr.2. Neeeeeeeeeeeiiiiiiin. Was war da los. Prüfende Rig-Kontrolle. Hmm. Da passt alles. Wie immer. Ich lege mich zum dritten Mal nieder. 4:20 Meine rechte Rute läuft zum 3ten Mal ab. Deja Vue. Raus. Aufnahme. Drill. Weg. FUCK ! Ich bin bereits leicht unentspannt, als langsam die Morgendämmerung hereinbricht. Im Morgengrauen bekommt dann Dad den nächsten Biss, was sich doch tatsächlich nach seltsamen Drill, als quirliger halbstarker Wels entpuppt. Ein wirklich netter Kerl, den wir da zwischenzeitlich auf der Matte begrüßen durften, und vermutlich nicht jeden Tag vorbeikommt. Gegen 7 Uhr Früh bin ich zum dritten Mal in Serie zum Kescher-Boy verdammt und Dad kann den nächsten herrlichen, langgestreckten 7er Rüssler in die Cam halten. Ja , der konnte sich diesmal wirklich nicht beschweren... Die Nacht und die heiss erwartete Morgendämmerung waren nun vorbei und ich war immer noch "Schneider". Obwohl ich mich natürlich mit meinem Dad mitfreute, hätte ich nun doch auch gerne, schön langsam mal Einen über den Kescherrand gezogen. Da hatte ich immer noch keinen Fisch zu verbuchen gehabt, und habe trotzdem in der Nacht nichts geschlafen. Ich hatte wieder die 100 Prozent. Allerdings die dunklen Hundert. 3 Bisse - 3 Aussteiger. Mental und körperlich erledigt... Um 9 Uhr bin ich dann auch nur aus den Federn gekrochen, da mir die Sonne bereits derart bösartig auf meine Füße heizte, daß ich im Traum dachte, ich stünde in einem Kübel mit siedendem Wasser. Im Zelt hatte es bereits geschätzte 60 °C. Unmöglich weiter zu schlafen. Nach einem Kaffee, und der nächsten zwischenzeitlichen Keschertätigkeit bei einem 4,5er von Dad, lief endlich wieder eine meiner Rollen ab. Und der hing diesmal. YES. Beinhart zog mein Gegner sofort wieder nach rechts, worauf ich mich sofort wieder ins Wasser begab, um abermals die Gefahr zu minimieren. Ich wurde unweigerlich an die Kraft von "Bone-Neck" erinnert.
Erneut konnte ich durch meine Winkelveränderung den Fisch zur Richtungsänderung bewegen, um ihn im Freiwasser dann endlich ausdrillen zu können. Dies wurde dann auch ohne nennenswerten Schwierigkeiten zu Ende gebracht und ich konnte mich kurze Zeit später über einen wirklich kampstarken 14lbs 12oz Schuppigen freuen. Kein Monster, aber ein echtes Kraftpaket. Jaaaawoooooohl. Endlich entscheidert. Das war schon mal was wert. Nun konnte ich wenigstens später, befriedigt und zufrieden nach Hause fahren, obwohl mich die 3 Aussteiger in der Nacht natürlich schon noch wurmten. Nun ging es langsam gegen Mittag zu, wo noch erfahrungsgemäß der eine oder andere Biss kommen konnte. Genau das passierte im Laufe der nächsten 2 Stunden auch, und wir konnten beide noch jeweils einen der Halbstarken-Kategorie auf die Speicherkarte der Digicam bannen.Wie immer, war es gemeinsam mit meinem Dad wieder mal äußerst angenehm und entspannend zu fischen, und wenn dann auch noch jeder seine Fische fängt, kann nur von einer fast perfekten Session gesprochen werden. Mögen noch viele Weitere in dieser Art folgen...
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sludgE

Montag, Juli 14, 2008

"Bone-Neck" 1st Mirror in SB !

Wer kennt das nicht. Heute war wieder mal so ein Tag, wo man sich am liebsten, sobald man in der Früh aus dem Fenster geschaut hatte, einmal um die eigene Achse gedreht und bis Mittag weitergeschlafen hätte. Eine dichte, hellgraue Wolkendecke am Himmel zeugte nicht gerade von sommerlichen Bedingungen und machte wirklich Lust auf einen Tag vor dem Rechner oder auf der Couch. Aber warum steht man dann trotzdem an einem Sonntag auf, quält sich in Badeshort und in die, von getrockneten Fischschleim steife Armyhose, und steht mit dicken verschwollenen Augen in der Früh vorm Spiegel, weil man die ganze Nacht vorm TV gesessen hat ? Ganz klar. Jagdfieber ist das Zauberwort. Der Geist ist willig, doch der Körper ist schwach. Will man fette Gelbe in die Kamera halten, muss der Köder im Wasser sein. Praktisch ... nicht theoretisch. Gottseidank gibts keine Alternativen; also brauchte man auch nicht weiter drüber nachdenken. Also wurde das Tackle geschnappt und gemeinsam mit Isa nach SB gefahren. Dort angekommen war das Wetter dann auch noch um Ecken besser als in unserer Gegend, ab und zu knallte auch kurzzeitig die Sonne durch die Wolkenlücken und ein rauher aber warmer Nordostwind peitschte die Wellen an unseren Uferabschnitt. Ja, das war er wieder. Der fängige Wind. Meine Montagen lagen seit eineinhalb Stunden exakt an den Plätzen, wo ich sie auch haben wollte, bis um kurz nach 11 der ersten Stratos meterweise Schnur vom Leib gerissen wurde. Ich löste mit Isa gerade ein paar Kreuzworträtsel, als die Apokalypse hereinbrach. "Hmm - italienischer Mönch mit 6 Buchstaben - gestorben 522 n. Chr. -- 2ter Buchstabe ein R - na Eugen, san de eigentlich geistesgestört, de Mocha von de Rätsel - wer soi so a Scheisse wissen ?" Whaaaaaaaaaa - Vollrun! Jawohl. Nichts wie hin zur Rute, Kontakt aufnehmen ... uhhhh ... kurzzeitig die Situation überhaupt nicht schnallen. Monsteralarm ! Das merkst du sofort. Obwohl meine Bremse wegen den Krautfeldern und Schilfgürteln ziemlich streng eingestellt ist, wird mir bei, bis ins Handteil gekrümmter Rute, weiter Schnur abgezogen. Na bist du deppat. Irgendwie fühle ich mich hilflos. Der Fisch zieht untypisch nach rechts von mir weg und ich kann einfach nichts machen. Oja. Vorerst mal schnell Klamotten runter und ins Wasser. Winkel verbessern. Mittlerweile ist der Bursche mit Sicherheit 90 Meter von mir entfernt und ich kann ihn nur in den dichten Krautfeldern vermuten. Ich habe erstmals Angst ums Material. Ist die 0,33er Mono als Hauptschnur doch zu schwach auf die Dauer? Der Wind bricht sich an der straff gespannten Leine und singt mir wieder mal seit langem, das Lied vom Kapitalen. Mein Widersacher steht plötzlich. Nein. Ist er weg? Die Antwort wird mir ansatzlos von der, wieder in höchsten Tönen summenden Rollenbremse gegeben. Und er pflügt wieder weiter nach rechts weg Richtung Ufer. Wenn er dort irgendwo in den Schilfwald kommt, wars das. Adrenalinschübe. Der Hammer. Ich muss Druck machen, obwohl ich es nicht will. Der mentale Krieg beginnt. Gewalt mit Gefühl ist die Wunderkombination. Ich stehe bereits bis zur Brust im Wasser und kann keinen Schritt mehr weg vom Ufer machen. Der Kampf befindet sich in seiner schlimmsten Phase...
Nach schier endlosen Minuten musste mein Gegner am anderen Ende der Leine wohl einsehen, daß er es hier auch nicht mit einem Schulmädchen zu tun hatte, und drehte endlich wieder ab, um möglicherweise wieder im Krautfeld Schutz zu suchen. Das war genau das was ich wollte. Ich hatte ihn wieder im Freiwasser. Und sie hielt wieder. Prologic XLNT camo - ich liebe dich. Da konnte ich ihn Meter machen lassen und mit der Rollenbremse spielen, um ihn ganz kaltblütig auszupowern, was schlußendlich auch zum Erfolg führte. Als ich den Rüssler in den Kescher lotse, sehe ich erst genau, was ich da für einen besonderen Fang gemacht hatte. Muhahahahahahahah. Traumhafter gelber Spiegler ! YES - und vernünftige Kategorie noch dazu. Ich bin überglücklich, weil der Fang eines "Mirrors" in diesem Gewässer doch was ganz Aussergewöhnliches war. 24lb 14oz - 11,20 kg. Der erster Spiegler in SB und gleich Venue PB. Alter Schwede, was wollte man mehr. Da der Kerl eine fast knochige Schuppenreihe rund um die Kiemendeckel hatte, bekam er von mir den Namen "Bone-Neck". Was war das für ein herrlicher Fisch mit einem Kämpferherz, das Seinesgleichen lange suchen würde. Danke, daß ich dich kennenlernen durfte, Bone-Neck !Und obwohl ich den ganzen weiteren Tag keinen Biss mehr hatte, fuhr ich wieder mal äußerst befriedigt nach Hause, denn ich hatte wieder mal ein Bruchstück des Schatzes geborgen, der da unten in den grünen Tiefen auf seinen Entdecker wartet ...
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sludgE

update: Nachdem ich den Jungs am Abend die Fotos gezeigt habe, sind wir wieder mal draufgekommen, daß Horstl "Bone-Neck" schon mal gefangen hat. Was bei einem Spiegleranteil von maximal 0,5% im Gewässer nicht wirklich eine Aufgabe war. Fast genau vor einem Jahr am Ostufer. Damals hatte er ziemlich genau 10kg, was uns wieder mal perfekt vor Augen führt, was die Catch & Release Ideologie ausmacht. Ich fang´ ihn ein Jahr später in traumhafter Kondition und Bone-Neck hatte in ziemlich genau einem Jahr 1,2 kg zugenommen und war doch sichtlich um ein Stück gewachsen, obwohl wir beide nicht gemessen hatten. Das sieht man mal wieder, daß es kein Fehler sein kann, seine Fische zu fotografieren und sie nicht "sinnvoll zu verwerten".

Samstag, Juli 12, 2008

Got the Rob !

Nachdem ich ja letzte Woche erfolgreich aus den Höllen-Schluchten der Schmerzen entkommen konnte, ging es dieses Wochenende äußerst entspannt ans Wasser, um wieder mal den Gelben auf die Pelle zu rücken. Samstag Früh. Ich konnte es ruhig angehen. Ist es doch in letzter Zeit verdammt gut gelaufen, obwohl es beim Großteil der anderen Angler am See bei weitem nicht so klappt, wie sie sich das erwünschten. Also wurden vorher noch die Kameraden im Freestyle-Zentrum besucht, gemütlich ein Kaffee getrunken, um gegen halb11 vormittags endlich zu meinem Platz aufzubrechen. Abgefahrener Weise war Rob schon länger aussergewöhnlich an der Karpfenfischerei interessiert, sodaß er gleich entschied die paar Meter mitzufahren, um mir ein wenig über die Schulter zu schauen, wie das Ganze vor sich ginge. Gesagt, getan. Beim Aufstellen von Pod, Matte und Co erklärte ich ihm gerne die grundsätzlichen Dinge der modernen Karpfenfischerei, zeigte ihm verschiedene Rigs und erläuterte genaustens die groben Regeln, die dort unten im Wasser gelten. Rob saugte alle Informationen äußerst wissbegierig auf, was mich doch sehr verwunderte, da die Angelei, noch dazu mit dem Rücksetzen der Fische verbunden, normalerweise gerade mal ein klassisches Belächeln bei den Sportskameraden hervorrief. Jaja, ich weiß...Xtreme fishing ;) Nach einer bisslosen Stunde kam etwas stärkerer Ostwind auf und ich sagte Rob präpotent an, daß dies der fängige Wind sei, wenn um 12 Uhr mittags " High Noon" die Alarmsirenen über das Land erklingen, die Karpfen am Spot sind und das grosse Mittagsfressen einleiten. 12 - 15 Uhr. Das war in der Tat meistens die Zeit, wo Gelbe am Futterplatz waren und ich mit einem Biss belohnt wurde. 11:58. Wie im Bilderbuche. Vollrun. Rob schnallt es überhaupt nicht. Auf Ansage. Muahahahhaahah. Kurze Zeit später kann Rob das erste Mal in seinem Leben einem 14lb 8oz Schuppigen ins Gesicht blicken. Er war überwältigt. Was für eine goldene Schönheit: Ich denke es waren mit Sicherheit Augenblicke dabei, wo endlich jemand, der nicht selber fischt verstand, warum man sich jede Woche und jede freie Minute, egal bei welchen Bedingungen ans Wasser begab und auf den nächsten Run wartete. Infiziert. Der Wind wurde noch etwas stärker und eine Stunde später lief die nächste Rolle ab. Rob schüttete gleich mal einen Kübel Wasser über die Abhakmatte, was mich sehr freute, da man gleich sah, daß er verstanden hat, um was es ging. Und während ich den halbstarken Gelben aus der Gefahrenzone Krautfeld herausdirigierte, konnte ich im Augenwinkel schon beobachten, wie Rob aufgeregt von einem Fuß auf den anderen zappelte. Hehe. Sowas kannte man gar nicht von ihm. Also fragte ich in kurz, ob er den Karpfen gerne unter meiner Obhut ausdrillen wolle. Da brauchte ich nicht lange fragen :) Also übergab ich ihm die Rute und erklärte ihm das System. Und siehe da, Mister Rob drillte mit Gefühl, wie wenn er sein Leben nichts anderes gemacht hätte. Daumen hoch an dieser Stelle für die äußerst gelungene Premiere. Schlussendlich konnten wir einen netten hellgrauen 10lb 6oz Schuppigen erfolgreich über den Kescherrand führen und Rob konnte den ersten Karpfen seines Lebens in die Kamera halten. Mann, war der glücklich und strahlte wie eine Weihnachtsgans über beide Ohren. Fettes Petri Heil ROB an dieser Stelle noch mal ! Alles richtig gemacht. Und das beim ersten Mal.Wurde in diesen Stunden eventuell ein neuer "Hunter" geboren? Es würde mich jetzt nicht mehr wundern. Jedenfalls hatte ich nachher noch einen Aussteiger, worauf ich um 16 Uhr die Kurzsession beendete und äußerst zufrieden nach Hause fuhr. Vor dem Heimweg natürlich noch ein kurzer Zwischenstopp bei den Freestylern, wo Rob bereits von seinen Heldentaten berichtet hatte. Ja, der war assimiliert ... keine Frage ;)
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sludgE

Montag, Juli 07, 2008

Flucht aus Mordor !

Was war das für eine Woche. Eisern. Ich werde versuchen, mich diesmal kurz zu halten, und schildere jetzt nun chronologisch die Ereignisse der vergangenen beinharten Tage.
Mittwoch 2.7 : Früh morgens schon mit leichten Zahnschmerzen aufgestanden...ok, scheiss au - der Klassiker....des vergeht schon. Kein Problem. Sicherheitshalber ein Schmerz-Tabletterl geschluckt. Unter Tage befand sich der Schmerz in der Kategorie des Ertragbaren. Doch kaum verkroch sich die Sonne hinter dem Horizont, kam ich in den nächsthöheren Level. Kategorie: Es wird jetzt wirklich schon bösartig. Noch eine Tablette. Nützt natürlich Nüsse. Die Kühlakkus aus dem Tiefkühlfach werden meine besten Freunde. Nur mit denen am Kiefer klebend, ertrage ich körperlich die Zeit der Höllenpein bis ich endlich einschlafe. Jaaaa. Mental war ich stark. Eine halbe Stunde später hellwach...uhhhhh...nächsthöherer Level/Bossmonster : Soll ich sofort zu einem Nachtnotdienst fahren, oder beisse ich weiter? Ich bin hart. Meine Schmerzgrenze ist bereits seit Stunden überschritten. Nur mehr 7 Stunden bis mein Zahnarzt aufsperrt...Tablette nachwerfen...Ich kuschle wieder 20 min. mit meinen neuen kalten Freunden. Wieder schaffe ich es einzuschlafen. Ab halb3 in der Nacht hab ich dann kein Auge mehr zu gemacht , Kategorie: Ich habe die Höllenfestung der Schmerz-Apokalypse beschritten..., und war bereit vorm TV um ein Haar komplett durchzudrehen, als in dieser Nacht zum 17ten mal die Psychopathen-XXXLutz Werbung mit dem Bohlen sehen muss. Unmenschliche Aggression. Unmenschliche Qual. Ich hätte dem fiktiven Vater der Lutzfamilie mit seinen übergroßen Schaumgummihänden nur allzu gern jetzt die Fresse poliert...Räumungsverkauf...tätä tätä tä ...Donnerstag 3.7 :Und so verging Minute für Minute in dieser Nacht, bis ich mich morgens endlich auf meinen Feuerstuhl schwingen konnte, und 10 Minuten vor Öffnung bei meiner Dental-Göttin in Weiss auf der Matte stand. Die hat mir dann ansatzlos eine Wurzelbehandlung verpasst und mein rechtes Unterkiefer vom Eiter erlöst. Da bei einer Kiefereiterung keine Narkosespritze mehr hilft, brauche ich nicht weiter zu erläutern, wie lustig die Angelegenheit war. Aber der Hammerdruck war weg, und ich fühlte mich bereits um Ecken wieder besser. Lediglich die halbe quadratmetergroße, getränkte Gaze in meiner offenen Kieferwunde, bereitete mir noch einiges Kopfzerbrechen. Ich gehe direkt in die Arbeit, muss aber dort nach 3 Stunden w.o. geben, da es mit dem Wundschmerz nicht möglich war, auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Ich gehe heim, nehme meine verschriebenen Antibiotika u. Schmerzmittel, und schlafe fast bis zum nächsten Morgen durch. Ich bin am Sande.
Freitag 4.7 : Ich stehe normal auf , werfe Antibiotika u. Schmerzmittel und gehe zur Arbeit. Um 11:30 habe ich meinen Termin bei der Zahnärztin. Bis dahin keine Schwierigkeiten. Der Wundschmerz ist im Bereich des Erträglichen. Auf die Minute genau sitze ich im Wartezimmer und frage mich, was da jetzt auf mich zukommt. Angst? Nein, das nicht. Schon lange nicht mehr. Aber dieses unangenehme Wissen, daß mich jetzt gleich, mit Sicherheit nicht das Kuschel-Streichler-El Dorado erwarten wird, sondern bösartige Minuten in meinem dentalen Mordor zu überstehen sind. Herr Hager bitte ! Ich bin dran. Jawohl. Was solls. Es muss sein und ich muss durch. Die Aktion dauert keine 30 Sekunden. BIST DU DEPPAT ! Der Hammer. Der Zeitraum, in dem mir das getränkte Tuch blitzschnell aus der Wunde gezogen wird, mutiert zu Ewigkeiten in der vielbesungenen Schmerzapokalypse. Selten in meinem Leben hatte ich solch einen Pein-Zenit erlebt. Durch meine zugepressten Augenlider wurde in dicken Strömen Tränenflüssigkeit gepresst, um an meinem Kinn herunterzulaufen und dort wieder vereint in das Speicheltuch um meinen Hals einzusickern. Abnormaler mentaler Wahnsinn. Mir wird die Wunde verschlossen, ein Wattepfropf drauf gedrückt und ich kann heimgehen. Pffffffff. Kaum bin ich auf der Strasse, ist eben Dieser dermassen von Blut durchtränkt, daß mir die Suppe bereits nach einigen Metern aus dem Maulwinkel rinnt. Ich verliere ordentlich meinen Lebenssaft. So schlimm ist es schon nicht. Jetzt nichts wie heim, obligates Antibiotika, Schmerzmittel, pennen. Nicht der Funken einer Chance, nur irgendwas Sinnvolles zu tun.Samstag 5.7 : Als ich in der Früh aufstehe, muss ich erstmal meine blutverkrustete rechte Gesichtshälfte schrubben, da mir in der Nacht wahrscheinlich noch einiges von meinem Blut aus der Kieferwunde abhanden gekommen war. Selbstverständlich habe ich noch starke Schmerzen. Draussen herrscht herrlichstes Karpfenwetter und ich bin nicht in bester Verfassung. Ich bin nervös. Wieder Tabletten. Essen kannst du nicht viel, und die ganze Arznei trägt auch nicht gerade zu einem herrlichen Wohlgefühl im Magen bei. Mittags bin ich soweit. Ich pfeife drauf. Schmerzen hab ich hier und am Wasser - da sitz ich doch lieber draussen und versuche mich abzulenken. Also Ruten geschnappt und unter pochendem, pumpenden Kieferschmerz ab nach Sweet´n´Springs. Und was dann abging, ließ mich meine persönliche Tortur fast vergessen. Bis Sonntag Nachmittag habe ich 14 Runs, davon 5 Aussteiger, ein kompletter Montageverlust durch die Muschelbank und 8 herrliche Fische zwischen 9lb 2oz und 17lb 13oz, obwohl ich in der Nacht meine Karpfenruten aus dem Wasser hatte, um etwas Schlaf nachzuholen. Um kein anglerisches schlechtes Gewissen haben zu müssen, wurde von mir lediglich ein totes 20cm langes Rotauge am Grund versenkt, um unwahrscheinlich aber möglicherweise, einen ordentlichen Wels zu fangen. Paradoxerweise musste ich in der Nacht dann 3 mal aufstehen, weil da jemand in den Tiefen des Gewässers mit meinem Rotauge sehr schnell große Strecken zurücklegte, und ich aber beim Anhieb jedesmal meinen Köderfisch wieder alleine retour bekam.Räuber sind also auch an meinem Ufer vor Ort. Das ist gut zu wissen. Und wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich sagen, daß ich Sonntags, als ich von meiner Session heimgefahren bin, komplett schmerzfrei war. Muahahahahah. Ich war hart und wurde dafür belohnt. So musste es sein. Mir war die Flucht aus meinem Zahn-Mordor mit einer erfolgreichen Karpfenjagd nun doch gelungen.
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