
Die dickeren Burschen waren nun doch schon einige Zeit im Gewässer, und wurden als äußert vorsichtig und abgebrüht beschrieben, und fallen nach wie vor in die Kategorie der "schwer Bezwingbaren". Selbstverständlich waren wir mit einer breiten Köderpalette angetreten, wo vor allem Insekten und Wirbellose den Hauptanteil trugen. Ich hatte von Maden, Mistwürmern über Rosenkäferlarven bis zu Wanderheuschrecken ( Locusta Migratoria ) eigentlich von jeder Sparte was zu bieten, denn wenn man die größeren, erfahrenen Exemplare fangen will, mußte man zu unkonventionellen Mitteln greifen. Unseren Spot wählte ich heute durch reines Bauchgefühl, da wir ja als Neulinge an diesem Gewässer sowieso erstmal sondieren mussten.
Und so saßen wir dann, in einer kleinen Bucht am Rande des Schilfgürtels und begannen unser Spiel. An der Matchrute begann ich mit Madenbündel zu fischen, wobei die Grundrutenmontage mit Mistwurm/Käferlarve-Kombi in etwa 30m Entfernung versenkt wurde. In der ersten Stunde wechselte ich alle 15 Minuten den Köder , veränderte Tiefeneinstellung und Bebleiung der Wagglermontage, was mir aber keinerlei Bisse brachte. Der Teich schien wie ausgestorben. An der Grundrute tat sich ebenso nichts, sodaß ich dann wieder zur Zaubersemmel griff, um vielleicht doch wenigstens einen Karpfen ans Band zu locken. Doch selbst diese Geheimwaffe brachte keinerlei Bissaktivität. Vorerst. Bei Dad lief es in etwa wie bei mir, obwohl er den vermeintlich, optisch besseren Platz hatte. Zumindest konnte er hin und wieder zarte Bisse an seiner Pose wahrnehmen, die vermutlich von kleinen Rotaugen oder anderen kleinenWeißen stammten, die versuchten vom großen Happen was abzubekommen. Nach guten 2 Stunden war meine Konzentration an einem Tiefpunkt angelangt, wobei die Lichtverhältnisse, die es verdammt schwer machten, die Posenspitze in den Wellen zu erkennen, wohl viel dazu beigetragen hatte. Und so kam es wie es immer kommt. Genau dann, wenn man es am wenigstens erwartet. Genau dann, wenn man den Blick seiner Falkenaugen nicht über die Wellen gleiten ließ. Genau dann, wenn man in der Tasche kramt, um die eigene Nahrung hervorzuzaubern, damit wenigstens irgendwer am Teich ans Fressen denkt. Genau dann.
Urplötzlich machte die abgelegte Matchrute einen Rucker Richtung Wasser, ich reagierte wie es die X-Men nicht schneller hätten machen können und hatte eine Sekunde später ein fettes Monster im Drill. Jaaaaaaaaaaa. Die Mistwurm/Maden Kombination hatte zugeschlagen. Die unbarmherzige Kraft meines Gegners am Ende der Leine beanspruchte die 4,50er Match über den gesamten Blank, und ließ die Auswirkungen der harten Stöße und Fluchten durch meine Unterarmmuskulatur gleiten. Adrenalinspiegel am Höhepunkt. Hoffentlich saß der Haken ordentlich...hoffentlich hielt die Montage. Doch die Friedl-Schnur hielt was sie versprach und bescherte mir einige bange Minuten später eine, für meine Verhältnisse wirklich gute Regenbogenforelle wie aus dem Bilderbuch. 55cm, knappe 4 Pfund. Muaahhaah. Personal Best.
Zielfisch gefangen, mehr konnte und durfte man nicht verlangen. Und noch dazu war es ein Exemplar der wirklich ordentlichen Kategorie. Während ich noch damit beschäftigt war, das Vorfach zu entwirren und neu zu beködern, knallte auf einmal der Einhängebissanzeiger der vernachlässigten Semmel-Grundrute an den Blank und zwang mich, auch dort sofort einzugreifen. Und siehe da, ich hatte den nächsten Fisch im Drill, wobei ich selbstverständlich mit einem kleineren Karpfen rechnete, aber nicht mit dem was dann aus dem Unterwassergrün ans Tageslicht kam. Als ich den Fisch das erste Mal sah, war für mich klar, daß es wohl der erste kleine Graskarpfen dieses Jahr werden würde. Oder ? Dem war nicht so, denn beim Keschern erkannte ich erst, was ich da für einen Fang gemacht hatte.


tight lines
sludgE