Endlich Wochenende. Endlich wieder Zeit, gemeinsam mit meinem Dad aka Paul "The Calm" Hager, den Karpfen nachzustellen. Bereits kurz nach 7Uhr brachte ich meine Isa zum Flughafen, die sich eine Woche Spaß in Deutschland, bei ihren langjährigen Freundinnen, redlich verdient hatte, und der vermutlich eine Woche Urlaub von mir und meinem Angelfanatismus auch gut tat - hehe. So wurde sie herlich verabschiedet, um dann sofort, mit bereits geladenem Karpfentackle zu meinen Eltern zu fahren. Nach einem gemütlichen morgenlichen Kaffee mit Mom und Dad, fuhren "The Calm" und ich los. In Oeynhausen angekommen, musste ich wieder mal feststellen, daß er diesen Spitznamen, von mir gegeben, zurecht trug. Mit einer Seelenruhe baute er etwa 10m links neben mir seine Ruten auf. Ihn schien es überhaupt nicht zu wurmen, daß er an diesem neuen Wasser bis jetzt, jedes mal gnadenlos "geblankt" hatte. Er ist ein Angler der alten Schule, den neumodernen Montagen aber interessiert aufgeschlossen und ein ernstzunehmneder "Gegner" am Teich. Und so saß ich wohl, wie ein Angel-Klingone, mit Backleads, Safety Hair Rigs, diversesten Dips und Flavours neben einfachen aber effektiven Grundmontagen und das Spiel begann. Es rührte sich nichts. Bei keinem von uns Beiden. Vielleicht eine halbe Stunde später, kam ein anderer älterer Angelcrack ans Wasser, begrüßte uns freundlich, plauderte ein wenig mit uns und setze sich nun 10 m rechts von mir ans Ufer. Nun saß ich da, bis an die Zähne mit modernstem FOX Equipment bewaffnet, zwischen den Angeldinosauriern, und musste sogleich erfahren, daß hier der Hase anders läuft. Keine 10 Minuten waren vergangen und der Kollege rechts neben mir drillte den ersten kleineren Spiegler. Unglaublich. Eine viertel Stunde verging und der alte Bursche hatte den nächsten Biss. Verdammt. Was machte er richtig, und wir falsch. Wie wenn er es gespürt hätte, stand er auf, kam zu mir rüber und gab uns den Tip, es mit auftreibender Semmel zu versuchen. Semmel. Im März. Ich konnte es nicht begreifen. Unmenschlich freundlich wie der Kollege war, gab er uns noch ein paar seiner gelben Wunderbrötchen, da wir ja natürlich keine mithatten. Wer hat schon Semmeln im März zum Karpfenfischen im Köderprogramm? Wir. Ab jetzt. Während ich eher ungläubig auf einer Rute, ein Stück dieses Zauberköders ans Haar montierte und mit kurzem vielleicht 15cm langem Vorfach am der Festbleimontage fischte, fischten die beiden Dinos links und rechts neben mir, die Semmel einfach am Haken. Es vergingen wieder mal keine viertel Stunde und mein Dad verwertete den ersten Biss. Und wieder Spiegelkarpfen. Wahrlich keine Monster, aber sie fingen im Unterschied zu mir ihre Fische. Mittlerweile montierte ich schon auf beiden Ruten die Wunderwaffe, was allerdings bei mir überhaupt nichts nützte. Zwischendurch kann ich den ersten kleinen Amur beim Kollegen rechts bewundern. Rechts Biss, links Biss und ich im toten Streifen. Vorerst freute ich mich für meinen Dad, daß er nun endlich an diesem Wasser "entschneidert" war, doch nachdem er bereits den zweiten kleinen Gelben in die Kamera halten konnte, hätte ich auch gern mal einen Fisch gefangen. Nur so nebenbei.Und wieder Biss bei meinem Kollegen rechts. Monsterkategorie. 1 Minute Drill und einfach weg. Vermutlich ausgeschlitzt. Schade. Wir hätten ihn alle gern gesehen. Jetzt reichte es. Ich nahm mein Tackle, wanderte die 15 Meter zum anderen Teich und saß nun mit dem Rücken zu den Beiden und fischte in anderem Wasser. Vielleicht war da alles anders. Immerhin war ich der einzige an diesem Ufer, der seine Ruten im Wasser hatte.
Es dauerte nicht lange und ich wußte warum. Böenartiger eisiger Wind blies mir mit unvorstellbarer Härte mitten ins Gesicht, und verzweifelt mußte ich mir eingestehen, daß ich bereits nach einer halben Stunde nicht mehr den mentalen Biss hatte, die Schmerzen zu ertragen. Also wieder retour ins anglerische Bermuda-Dreieck. Mittlerweile hatte Dad den nächsten Spiegler gefangen und der andere Kollege den ersten Fisch der 5kg Klasse wieder in die Fluten entlassen. Was blieb mir anderes übrig, ebenfalls wieder auf Semmel umzusteigen. Kein Weg führte daran vorbei. Und siehe da, nach etwa einer Stunde hatte auch ich den ersten Biss und konnte überglücklich den ersten kleinen "Gelben" präsentieren. Tag gerettet. So gegen 13:30 zogen dunkle Wolken auf und erste Regentropfen kündeten vom Wetterwechsel, worauf wir um 14 Uhr entschieden, es gut sein zu lassen und den Heimweg anzutreten. Ja, die Angledinosaurier hatten mich wieder mal in der Pfeife geraucht und klar gemacht, daß nicht immer die modernsten Mittel auch die Effektivsten sind, und wir verdammt viel von den aus der Mode gekommenen Techniken profitieren und lernen können. Danke wieder mal für die Lehrstunde :)
tight lines
sludgE