Sonntag, April 23, 2006

Spiel mir das Lied vom Karpfen...


Wir schreiben Samstag den 22.April . Die ganze harte Arbeitswoche hatte ich mich schon wieder aufs Wochenende gefreut , um endlich wieder meiner Leidenschaft , dem Fischen , nachzugehen.
Diesmal konnte ich sogar meine Freundin dazu überreden , doch mit an den Teich zu fahren , da hervorragendes Wetter vorausgesagt war. Am Vorabend noch bei der Geburtstagsfeier unseres Bandgitarristen mit nur einem Bier extra zusammengerissen , um am nächsten Morgen auch problemlos aufstehen zu können. So geschah es auch - 7:30 aufgestanden ( was sowieso schon spät für meine Angelverhältnisse war - aber wir wollten ja Isabella nicht überstrapazieren ) . Um 8:15 waren wir bereit mein Auto zu beladen . Das Wetter schien zu halten , was es versprochen hatte - strahlender Sonnenschein - also gesamtes Tackle geschnappt und runter . Beim Auto angekommen - der psychologische Hammer . PLATTER HINTERREIFEN ! Nein , das durfte es nicht geben. 35er Schrauben steckte im Gummi - verdammt. Da ich bis jetzt zu faul war , auf die Sommerreifen zu wechseln , mußte ich mit Erschaudern feststellen , daß mein Reserverad nicht zur Dimension der Winterreifen passte und ich somit nicht wechseln konnte. Na gut , wenn ich jetzt erst meine Sommerreifen holen würde um auf diese zu wechseln , war der Vormittag im Arsch - um es hart auszudrücken . Und das wollte ich nicht. Gott sei gedankt , daß wir noch das Auto meiner Freundin hatten und so wurde das mein ganzes Equipment in den kleinen Suzuki Swift geladen , für einen Tag eine 10Tages Vignette ( sowieso eine Frechheit ) gekauft , und ab , die 50km zum Teich nach Oslip. Dort angekommen , war mir klar , daß ich wohl etwas zu spät dran war. Alle Topplätze besetzt und nebenbei ein Matchfischen . Fürchterliche Schimpftiraden verließen in gewaltigen Schwällen meine Kehle und Isabella fragte mich ob das das besinnliche Fischen wäre , von dem ich immer so schwärmte. Nach längerem Fußmarsch fand ich dann schlußendlich ein Plätzchen , das meiner Vorstellung halbwegs gerecht wurde. Wohlgemerkt für mich ein jungfräuliches Stück Ufer an diesem Teich , abseits der Wettfischerei . Meine Freundin machte es sich in der Sonne gemütlich und ich begann meine Ruten aufzubauen. Die Sonne strahlte vom Himmel , der Wind blies mit einer leichten Brise gen Westen , welcher das warme Oberflächenwasser zu meinem Uferabschnitt drückte . Also war der Spot vielleicht gar nicht so schlecht . Wir würden es sehen. In gewohnter Manier legte ich eine Laufbleimontage auf Grund , und feederte mit der anderen Rute. Für den Futterkorb hatte ich diesmal eine etwas andere Mischung , da ich doch vom letzten U35er Wochenende gelernt hatte und ich was anderes ausprobieren wollte. Amino F3 Karpfen von Sänger bildete mein Grundgerüst , welches ich mit schwarzen getrockneten Mückenlarven , Naturhanf , Castern und zerriebenen Seidenraupen aufpeppte. Ich entschied mich nicht weit vom Ufer zu fischen und so begann ich um 10 Uhr meinen Angeltag. Ich versuchte heute mein Glück mit Mais , da ich mir einredete , so die kleineren Karpfen ; Weißfische und Brachsen besser ausfiltern zu können . Es tat sich nichts . Jedenfalls hatte ich eine Menge Ausreden parat ( Zeit , Platz etc. ) , da es bis jetzt immer so verlaufen war , wenn ich in der Heimat mit meiner Freundin angeln war , daß ich mehr oder weniger "schneider" geblieben bin , und von ihr belächelt wurde. Ich wechselte wieder auf meinen altbewährten Köder Maden. Endlich das erste Spitzenzucken , Anschlag und der erste Fisch des Tages landete im Kescher. Beim Drill , wenn man das so überhaupt nennen konnte , wußte ich schon , daß es sich wieder um einen der jungen Satzkarpfen handeln musste. Dem war auch so. Nein es durfte nicht wieder so werden wei letzte Woche . Ich wollte mit allen Mitteln wieder einen Fisch , der zumindest 2 Pfund auf die Waage brachte. Nun kombinierte ich Feederkorb mit Medusa-Rig . Ein paar schwache Zupfer verrieten mir Fische am Futterplatz. Scheinbar konnten sie das Madenbündel nicht nehmen. Es schien zu funktionieren . Das ganze hatte natürlich den Nachteil , daß die Kleinen die Maden ziemlich schnell auslutschten und ich des Öfteren neu beködern musste . So wurde mir wenigstens nicht langweilig . Dann zwischendurch ein halbherziger Run auf der Grundrute ( Mistwurm ) , welcher eine ganz gute Karausche ans Tageslicht brachte. Dann wieder eine zeitlang Ruhe. Ich zündete mir eine Zigarette an , und wie es der Teufel so wollte , hatte ich einen Monsterbiss auf der Feeder. Durch den frisch angesteckten Glimmstengel verlor ich kostbare Zeit und der Anschlag ging ins Leere. Damned - das war ein Größerer. Also neu beködert und raus auf den Futterplatz . Ich ließ ein paar Futterbälle auf die Wasseroberfläche klatschen und setzte mich wieder auf meinen Crowhill-Thron , positionierte den Rutengriff näher bei mir um effektiver die Bisse verwerten zu können. Und endlich war es soweit und die feine Feederspitze bog sich wie im Bilderbuch - Anschlag ....und nun hörte ich das erste Mal seit längerem das Lied der dicken Burschen. Der Wind sang sein Lied an meiner straffen Mono , wie ich es noch nie gehört hatte , als wollte er die Kunde vom guten Karpfen verkünden . Und diesmal war alles anders wie sonst . Die Bremse gab ihren notwendigen Senf zum Leinenlied dazu und mir wurde die Schnur meterweise von der Rolle gezogen . Nun war auch Isabella neugierig geworden und sah zu wie ich meinen ersten Besseren des heutigen Tages in den Kescher führte. Jaaaaaaaa , der Bann war gebrochen - kein Monster aber ein schöner 6pfündiger Schuppenkarpfen. Mein Kombinationssystem hatte sich bewährt . Medusa - Rig - ich danke dir. Nun war mein Tag gerettet und ich fand schnell wieder in meine Gute-Laune Stimmung zurück , was dann 20min später vom nächsten 7 Pfünder gutiert wurde . 30 Minuten später ein 9 Pfund Spiegler und der Wind sang weiter sein wundersames Lied an meiner straffen 0, 22er Prologic Camouflage Mono . So um 13Uhr war dann Ende - Beissflaute bis 16 Uhr . Dann gings wieder los und so konnte ich bis 18:30 noch 3 weitere Karpfen bis 11 Pfund über den Keschrrand führen . Selbstverständlich schwimmen alle Flossenträger wieder . Es war ein herrlicher Tag mit guten Fängen und meine Freundin hatte endlich auch mal eine Session erlebt , die von Erfolg geprägt war. Nun konnte sie mich ein wenig verstehen , was verdammt viel wert war , und war mir an diesem Tag beim Keschern und Fotografieren eine willkommene Hilfe ;)
Und am Abend hörte ich noch immer im Geiste den Klang des Windes , wie er an der straffen Schnur sein Lied vom Karpfen spielte ...
tight lines
sludgE