Nach langen, beinharten und eiskalten Wochen war es endlich soweit und die Buschlacke eisfrei. Ich wollte es gar nicht richtig wahrhaben, nachdem uns der Winter immer wieder einen fetten braunen Strich durch die Lokus-Rechnung gemacht hatte. Aber nun war es tatsächlich soweit und ich in der positiv klimatischen Lage, meine Köder auch unter die Wasseroberfläche bringen zu können. Ein mitstreitender Narr, der Hörstman, war schnell überzeugt und schon klebten wir an den klirrend kalten Ufern des Beaver Bunch. Selbstverständlich waren wir nicht so präpotent, gleich mit der groben Materie anzudrücken, da die Chancen auf einen Biss ohnehin irgendwo im Nirvana schlummerten. Aber wer´s nicht probiert, der wirds nicht wissen. Na gut, eine Rute haben wir schon jeder gleich mit PVA-Zauber & Murmel-Snowman versenkt. Möglich ist alles. Rein theoretisch. Mit der anderen haben wir schon die feinere Klinge gezogen, wobei ich mit Feederstock attackiert habe und der Hörstman mit Float-Rute angegriffen hat. Mit Maden, Minimurmeln und Maiskörnern. Irgendwas musste doch zu holen sein. Selbst für uns... Tjo. Ausser dem immer stärker aufkommenden, gnadenlosen Wind hat den ganzen Tag nichts gebissen. Aber auch gar nichts. Scheissegal, was wir auch probierten. Alter. So hab´ ich mir´s dann auch nicht vorgestellt. Die Finger klamm, die Nase feuerrot, der sichtbare Atem wird von der nadelscharfen Brise von meinem Maul weggerissen. Gesprungene Lippen,steife Knie und das ewige Hadern mit der persönlichen Ahnungslosigkeit. Wenn ich mich daheim so durchs Netz der Weisheit klicke und die aktuellen Schnee- u. Kältefangbilder der restlichen Gemeinde vor die Äuglein geführt bekomme, wird mir übel. Das ist in meiner Realität unvorstellbar. Wie machen die das alle? Genau das frage ich mich dann auch immer wieder, wenn ich bibbernd am Ufer klebe, kein Ton aus dem Elektromelder entweicht und nicht mal das kleinste Zittern der Feederspitze irgendwelche Utopien suggeriert. Ich schaff es nicht mal ein Rotauge oder kleinen Barsch zu fangen. Verdammt. Ich Nudelauge. Wir Nudelaugen, denn beim Hörstman sieht es mit Schwimmermontage auch nicht besser aus. Andererseits ist für die beschuppten Deppen da unten wahrscheinlich noch tiefster Winter und die geben somit einen feuchten Rotz auf unsere willenlosen Fallen. Keine Ahnung, aber irgendwie so muss es sein. An uns kann es ja in Wirklichkeit nicht liegen. Oder doch? Jegliche Spekulation wird wertlos, als wir bei verschwindender Sonne unseren Tand packen. Hauptsache wieder draussen sitzen. Die frische Luft tut ja auch ganz gut. Obligates Schönreden logischerweise. Außerdem muss man ja fast traditionsbedingt in die Saison blanken. Alles andere würde sicher den Fangflow des Jahres zerstören. Hundertprozentig.
Es muss einfach so sein... Nächste Woche darf es dann schon passieren. Also das mit dem Fangen, mein ich. Da gehts nämlich zum ersten Mal an mein neues Jahresrevier, wo ich die Jagd auf Barben, Aiteln, Rotaugen und Kanalrüssler einblasen werde. Seit vielen Jahren bin ich nun erstmals wieder im Besitz einer Lizenz für fließendes Wasser, was die ganze Sache doppelt interessant macht. Ich bin wahrlich heiß drauf. Wie es mir dort ergeht, wird meine Serie "Die Mär vom laufenden Wasser" erzählen, welche in unregelmäßigen Abständen hier auf dem Blog zu finden sein wird. Denn nebenbei darf ich ja keinesfalls auf die Buschlacke und die Hollywood-Grube vergessen. Aber jetzt solls mal ein paar Grad Aussentemperatur zulegen, damit die schuppigen Kameraden auch gewillt sind, den aufkeimenden Frühling zu akzeptieren. Die pennen noch, wie mir scheint. Ich persönlich wäre jedenfalls soweit. Lasset die 13er Spiele beginnen...
tight lines
Sludge