Wir schreiben Donnerstag den 13.Mai 2010. Feiertag. Welcher eigentlich? Hmmm. Gute Frage ... scheissegal. Die erste Nacht alleine daheim überlebt, da gestern meine Isa für ein paar Tage zu einer Freundin nach Hamburg geflogen ist. Sludge alleine zu Haus. Wahnsinn. Aus unerklärten Ursachen geschehen in meinen ersten einsamen 12 Stunden keinerlei Katastrophen, ich habe die heimischen Stubentiger im Griff, ich finde ohne nennenswerte Schwierigkeiten sogar meine Nahrung, kann sie mir selbst zubereiten und habe die grenzenlose Macht über die Fernbedienung des TV Gerätes. Mehr konnte man nicht verlangen. Natürlich wurde gleich auf der Couch geschlafen, da ja niemand da wer, der einen weckte, um endlich ins Bett zu gehen. In der Früh auf, den immer noch laufenenden Fernseher ausmachen, schnell die haarigen Monster versorgen, Tackle schultern und ab ans Wasser. Ohne Schminken. Direkt. OK, den lokalen Unterhosenmodel-Wettbewerb hätte ich mit dieser spartanischen Vorbereitung möglicherweise nicht für mich entschieden, aber ich fuhr ja ans Wasser, was mir somit keine wirklichen Sorgen machte.Selbstverständlich war abermals der Ameisenbaum das Ziel meiner Begierde, hatte ich doch die letzten Ansitze in dieser Gegend, immer böse zugeschlagen. Dort angekommen, fielen mir ansatzlos die zahlreichen scharlachroten Feuerkäfer ( Pyrochroa coccinea ) auf, die die spärlichen Sonnenstrahlen für einen Ausflug nutzten. 13.Mai. Sehr interessant. Obwohl wir einen sehr harten und langen Winter hatten, waren die jetzt schon unterwegs, was überhaupt nicht ins sonst übliche Bild dieses Jahres passte. Alles war grundsätzlich später dran, nur die Feuerkäfer waren jetzt schon unterwegs, was selbst nach milden Wintern zeitig einzuordnen war. Abgefahren. Naja, nagut. Was solls. Schnell wurden die Fallen scharf gemacht und an den bis jetzt fängigen Spots versenkt. Der eigene Körper mutiert abermals in die Lauerstellung im Gebüsch. Die Feuerkäfer überall. Die Frösche röhren. Ich bin wieder da. Wie wenn ich nie weg gewesen wäre. Ich bin abermals ein Teil des Busches. Ich bin eingegliedert. Harre gespannt der Dinge, die da kommen mochten. Im Moment mental unbesiegbar. Jawohl.
Und wie es so ist, wenn man vom eigenen System, der eigenen Montage, dem verwendeten Köder und von der Location wirklich überzeugt ist, wenn absolutes Selbstvertrauen jede Nervenbahn deines Körpers füttert und noch dazu die Sternenkonstellation als ideal zu bezeichnen wäre, passiert auch das Erwartete, und früher oder später ist die Rute krumm. Bei mir wars diesmal um halb2 am Nachmittag so weit. Und besser konnte es kaum kommen. Als der Fisch das erste Mal Breitseite an der Wasseroberfläche zeigt, weiß ich, daß es sich erneut um ein sehr gutes Buschexemplar handelt. Wie zu erwarten gab es beim ersten Kescherversuch keinerlei Probleme, und ich kann mich an dem herrlich goldenen Schuppenkleid vor mir auf der Matte ergötzen. Joooooo. Wenns laft, dann laft´s. Who´s the fuckin´king...
Soweit war mal alles genau nach meinem Geschmack, doch jetzt stand die nächste Prüfung bevor. Das Fotografieren. Normalerweise alles halb so schlimm, war ich doch geübt darin, alleine am Wasser meine Fotos zu machen. Habe mir mit Kabelfernauslöser und Stativ geholfen, wo dann das Abbilden mittels Selbstauslöser auch keine wirkliche Hexerei mehr war, obwohl natürlich ein halbwegs geübter Mensch durch nichts zu ersetzen ist. Aber das ist eine andere Geschichte. Da meine Isa ihre digitale Canon SR natürlich mit in Germanien hatte, war ich auf meine kleine Kompakt-Minolta angewiesen, welche natürlich nur rudimentäre Einstellungsmöglichkeiten besitzt, und das Selbstauslöser-Fotografieren zur wahrlichen Nervenschlacht machen kann. Geil ist auch, wenn man dann draufkommt, daß der kleine Stativ-Connector noch auf der SR in Hamburg klebt, und somit das Stativ selbst zum sinnlosesten Trum verkommen lässt, das man mit am Wasser hat. Jetzt heissts improvisieren. Ein paar Köderboxen übereinandergestapelt, einen kleinen Ast dazwischen geschoben um den idealen Winkel zu erreichen, die kleine Kamera ganz oben wackelig positionieren, und nach jedem beschissenem Foto, abermals den Selbstauslösermodus mit einem Druck direkt auf der Kamera einzuschalten, da dieser nicht gespeichert bleibt. Wer baut sowas? Über den Fisch in der Matte beugen, Auslöser drücken. Tschack. Wieder direkt. Wieder kein Selbstauslöser. Wieder umstellen. Whaaaaaaaaa. A echtes G´sturl eben.Aber nach einigen Fehlversuchen hab ich´s dann doch relativ schnell geschafft, ein brauchbares Bild dieses herrlichen Altarmschuppigen zu machen, um ihn dann wieder sanft in die Tiefen zu entlassen. Nein, da konnte man sich nun wirklich nicht mehr beschweren und welch mentalen Auftrieb solche Fänge geben können, brauche ich wohl keinem angelnden Menschen zu erklären. Es ist einfach unbeschreiblich. That´s it.Nach diesem Dschungelschweinchen gab es erwartungsgemäß keinen Biss mehr am Nachmittag, was mich aber nicht sonderlich tangierte, da ich ja den nächsten feinen Rüssler auf meinem Fangkonto verbuchen konnte. Jaja, der Ameisenbaum. Der mag mich. Und ich ihn auch. Ich glaube, wir haben uns gesucht und gefunden. Eine Trio-Symbiose zwischen Mensch, Pflanze und Tier. Fantastisch. Die Ameisen fressen mein Essen u. Futter, wohnen im Stamm, schützen somit den Baum mit ihrer Armee vor parasitären Eindringlingen, und die dunkle Aura der Ameisenburg lockt die dicken Rüsselschweine mit lautlosem Sirenengesang.Tja, solange ich mich über solche Fische freuen kann, solange werde ich beim Ameisenbaum sitzen, und solange wird meine Nahrung auch die Nahrung des Insektenvolkes sein, solange werden sie den Baum schützen, und solange werden die Unterwassertapire in den Bann gezogen werden. Und somit schließt sich der Kreis wieder. Eigentlich eh logisch, alles...
tight lines
Sludge