Montag, März 29, 2010

Da läuft ab, die Mühle...

am rauschenden Loch! Piep. Pieeeeeeeeeeeeeeep. OK. Aber Ernst Anschütz´s Liedgut "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach" hätte in meinem Falle ja nicht ganz gepasst, darum ist es passend zur Thematik für meine aktuelle Verwendbarkeit, sozusagen mutiert. Aber egal im Augenblick. Es war wieder mal ein Wochenende, an dem ich eine extrem breite Mental-Palette erleben durfte, und innerhalb weniger Stunden 17 verschiedene Wetterbedingungen auskosten konnte. Vom windstillen Sommer-Feeling mit strahlender Sonne, bis zu hartem, orkanartigen Wind mit Regen und Weltuntergangsflair. Aber es war mein Wochenende. Wenn es draussen böse wird, bin ich da. From Zero to Hero. Über jeden Zweifel erhaben...Und so kam es: Samstag in der Früh gleich mal raus nach SB, um abermals zu versuchen, eventuell den ersten Gelben in diesem Jahr zu überlisten. Da ich ja letztes Wochenende gnadenlos abgebissen habe, und wieder ohne Biss nach Hause fahren durfte, wollte ich diesmal alles anders machen. Ja. Eine Falle würde ich erstmals an der Schilfkante auslegen, da die ganze Woche, die strahlende Sonne das Wasser sicherlich um einige Grade wärmer gezaubert hatte, und die Rüssler möglicherweise bereits im seichteren Uferbereich zu finden waren. Gefüttert wurde von meinem Dad und mir bereits seit 2 Wochen. Das Wetter war besser als erwartet, lediglich um 2 - 3 °C weniger als in den Vortagen, und so stand dem ersten Karpfenfang nichts mehr im Wege. Von meiner Seite her. Aber was soll ich viel sagen. Es war ein Alptraum, denn ausser einem nicht verwertbaren Fallbiss um etwa 17 Uhr, der Hechtorgie vor meinem Augen, und den ersten gesichteten Rotfedern im Schilfwald, hatte ich keinerlei Erlebnisse anderer Natur oder Aktivitäten an meinen Montagen. Nichts. Abgesehen davon ist es geistig dann nicht so einfach, wenn der Hörstman alle paar Stunden vom Ostufer anruft, und erzählt, daß sie soeben die nächsten 2 Wasserschweinchen gefangen haben. Des gibts jo ned. Ich konnte probieren was ich wollte. Wenns nicht sein soll, solls nicht sein. Am Abend eher frustiert die Sachen zusammenpacken und heim. Pha. Die Gelben kriechen immer noch im Tiefen rum, da habe ich bei mir im Westen keinen Auftrag. Morgen pfeif ich auf die Rüssler, setz mich mit der Feeder an die Buschlacke und fang mich krumm. So mach ich´s. Jawohl.Und dann kam der Sonntag. Beim Raussehen aus dem Fenster die erste Ernüchterung. Pechschwarze Todeswolken-Himmelsdecke gepaart mit Monsterwind. Uuuuuuuuuhhh. Scheisse. Das sieht mir nach Anti-Honiglecken aus. Ich werde einfach aus dem Bauchgefühl heraus umdisponieren, will ich doch nicht unbedingt sturmsicheres Shelter durch dichten Busch schleppen. Ich fahr abermals nach SB. Dort war brutaler Wind schon des Öfteren ein guter Fangfaktor. Mit schwerer Waggler-Partie und nebenbei auf die sinnlosen Gelben, damit die Montage wenigstens im Wasser ist. Und die hab ich, muss ich mir eingestehen, eher lieblos auf meinen "klassischen" Spot in der Ferne geschnalzen. 20mm Single. Ohne PVA und anderem Firlefanz. Ein paar Kugeln nachgeröhrlt und aus. Jetzt in Ruhe aufs Matchen konzentrieren. Und es lief ansatzlos. Meine Montage schien die Richtige gewesen zu sein, den ich kann trotz starkem Wind nach kurzem Anfüttern, instant ein paar gute Rotfedern an der Schilfkante verhaften. YES. Innerhalb der ersten 2 Stunden lies auch der Wind fast völlig nach, und ich hatte zwischendurch, abgesehen von der stets bedrohend wirkenden Wolkendecke, perfekte Waggler-Bedingungen.
Wirklich vom Feinsten...Und während ich so auf die Posenspitze starre, die Vögel aufgeregt in den Frühling zwitschern, dringen seltsame Geräusche an mein rechtes Trommelfell. SSSSSSSSSSSS. Im Hintergrund ein dezentes, leises aber kontinuierliches Surren regelmässiger, schneller werdender Klangfolgen, die vermutlich mechanischen Ursprungs waren. Bruchteile von Sekunden vergehen. Kopf um 90 Grad drehen. Der Karpfenstock, ans Pod gefesselt ist der Verursacher der Störung. Der Swinger klebt am Blank, die Schnur wird rasant von der Rolle gezogen und der Freilauf arbeitet, wofür er entwickelt wurde. Doch kein Ton vom Pieper. Warum? Egal. Mentale Schlüsse folgen. OIDAAAAAA! BISSSSS! SIE LÄUFT AB, DIE MÜHLE AM WINDIGEN LOCH - MUHA - MUHA - MUHA ! :) Rute aufnehmen, Freilauf schliessen. JOOOO. Da Erste 2010! Nach 3 Monaten so neu und doch so vertraut. Es ist wie Radfahren. Ohne nennenswerten Probleme kann ich die erste Wassersau in diesem Jahr in den Kescher lotsen. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Der erste Rüssler ist in jedem Jahr irgendwie was Besonderes.Nach ein paar Selbstauslöser-Fotos entlasse ich meinen "Entscheiderer" dankbar retour in die Fluten, kontrolliere kurz das Rig, entscheide nicht mal den Hakenköder zu wechseln und blase die Montage abermals auf nun fängigen Spot. Schon a bisserl genauer als beim ersten Mal. Logisch. Man hat Blut gerochen. Nachdem der Schuppige wieder in seinem Element und die Falle scharf war, konnte ich mich wieder auf die Waggler-Rute konzentrieren, um weiter zu versuchen, endlich die Großmutter aller Monster-Rotfedern zu erwischen...Doch dann taucht der Schwimmer ab, und ich habe den ersten Klein-Rüssler an der feinen Leine. Super. Jetzt waren sie auch schon am Schilf. Gestern den ganzen Tag nichts, und heute sowas. Unpackbar. Mittags ruft mich der Hörstman an, und als ich ihm berichte, daß ich eigentlich ganz gut fange, und bereits den ersten Besseren an der Kugel verbuchen konnte, entschied er spontan zu mir nachzukommen, um einen gemeinsamen Nachmittag am Westufer zu verbringen. 20 Minuten nach diesem Gespräch läuft bei mir das zweite Mal die Mühle ab. Dieselbe Kugel, derselbe Spot. Ich weiß es nun gleich, denn diesmal hab ich den Bissanzeiger auch eingeschalten. Relativ gelassen lässt sich meine Beute am anderen Ende der Verbindungsleine bis etwa 15 Meter ans Ufer herankurbeln, bis der erste Ausbruch erfolgt. Uhhhhh. Bööööseeee. Dürfte von der dickeren Kategorie sein. Ein beinharter Kampf am Schilfgürtel beginnt, denn immer wieder zieht mir der Fisch meterweise Schnur von der Rolle. Minutenlang muss ich die Angst auskosten, daß er mir irgendwo ins Schilfdickicht abbiegt, der Schlagschnurknoten vielleicht schlampig von mir gebunden wurde, oder das Wasserschwein durch zuviel Druck aussteigt. Doch nichts von dem passiert gottseidank, der 8er Nash hält bombenfest ( vielen Dank an dieser Stelle an meinen Pygmäen-Stammeskameraden BigT, der mir die Vorteile von kleineren Haken als Erster glaubhaft vermitteln konnte), und ich kann wenig später freudig Kugelfisch Nr. 2 in die Keschermaschen bugsieren. Yoooo. Fette Sau. Hehe. Als ich gerade beim Herausheben bin, ist auch schon der Hörstman vor Ort und kann noch gleich die Fotos machen. Jawoi. So soll es sein.Muahahaha. Es war einfach zu schön, um wahr zu sein. Denn nachdem ich die nach wie vor gleiche 20mm-Köderkugel zum dritten Mal an den scheinbar heissen Spot katapultiert habe, gings an der Matchrute munter weiter. Die Rotfedern waren weg, dafür waren jetzt die halbstarken Karpfen auf Kurz-Distanz.
Und die machten wahrlich mächtig Laune...Am Nachmittag lassen die Bisse an der Schilfkante nach, ich entscheide mit der Matcherei aufzuhören, um die letzten paar Stunden auch noch eine zweite Murmelfalle auf Grund zu wissen. Kurz nach halb4 geschieht dann das Unfassbare und zum 3ten Mal läuft die Mühle am Karpfenstock ab. Wieder am Gleichen. Dieselbe Rute, dieselbe Kugel, derselbe Spot. Unpackbar. Und abermals kann ich kurze Zeit später ein feines Exemplar unseres geliebten Schuppenwildes in die Linse der Kamera halten.Ich muss ehrlich sagen ... es war schon ein verdammt gutes Gefühl, so nach dem Winter gleich 3 mal in Serie ordentlich zuzuschlagen. Nein, das war nicht selbstverständlich. Ich danke der Natur meines Bauchgefühls und vor allem dem Hörstman, der an diesem Tag leider leer ausgegangen ist ( btw. hat auch nur mit einer Rute gefischt, und das nur wenige Stunden), und mir wirklich schöne Fotos geschossen hat. THX AMIGO!
tight lines
Sludge