Mittwoch, August 23, 2006
Krauthölle Lobau
Heute hatte es mich wieder mal, nach fast einmonatiger Pause, in die Lobau getrieben um mit der Matchrute auf große Weißfische wie Rotaugen, Rotfedern und Aiteln zu fischen. Bereits bei der Ankunft fiel mir auf, daß sich im letzten Monat doch Einiges am Gewässer getan hatte. Durch die sonst meist trockene Furt strömte ein kleiner Bach, der Wasserstand stand etwa einen Meter über dem Normalpegel und im Wasser konnte man bereits riesige Krautfelder ausmachen, die lediglich ein paar offen Lücken hatten, in denen ein Fischen überhaupt Sinn machte. Das würde kein Zuckerschlecken werden. Beim Überschreiten der kleinen Holzbrücke sah ich 10-15 große Aiteln in der Strömung stehen, von denen der Größte mit Sicherheit um die 50cm hatte. Wahre Monster also. Genau das Richtige für die 4,50m lange 12g Matchrute. In meinem Ködersortiment hatte ich heute Mistwürmer, 9mm Soft-Pellets, Kichererbsen und natürlich Maden. Also ging, oder besser gesagt kroch ich, durch dichte Vegetation vorerst an meinen Platz, um anschleißend gleich mit montierter Rute und einem dicken Mistwurm am Haken wieder retour durchs Unterholz zu kriechen um die fetten Aitel in der Strömung anwerfen zu können. Das Wasser, das durch die Furt schoss, hatte eine Tiefe von etwa 50cm. Also war für mich klar, einen Puddle Chucker zu verwenden, den ich ganz an den Vorfachwirbel schob , und den Köder leicht über den Grund schleifen lassen konnte. Kaum war der Wurm im Wasser , war auch schon die Pose weg. Kurzer Anhieb und ein 15er Barsch kam zum Vorschein. Die Aitel standen regungslos am Ende der Strömung. Um sie direkt anwerfen zu können, musste ich noch einige Meter in der Ufervegetation machen - mit der 4,50m langen Rute eine Hudini-Aktion. Und es kam wie es kommen musste. Ich fädelte mit der Rutenspitze im Geäst ein, die Schnur wurde gespannt und der Gamakatsu bohrte sich tief in meinen kleinen Finger. "Aaaaaaaah! Na geeeeeh." Nun erstmal Haken aus der Haut operieren um anschließend den "Schnursalat" in etwa 2,5m Höhe zu entwirren. Um an das in den Ästen verwickelte Vorfach samt Schwimmer zu kommen, musste ich den zugehörigen Ast zu mir runterbiegen. Während ich dies tat, gab es krachte es plötzlich und der morsche Ast brach einfach ab. Durch den relativ lauten Krach wurden die Aitel erschreckt und schossen in alle Richtungen in das Unterwasserkraut. Krrrrrach - platsch. Und weg waren sie .... und waren nie mehr gesehen. Versteckt in einem undurchsichtigen dichten Grün, das nicht mal 20cm Sonnenlicht unter die Oberfläche ließ. Also wieder durch die 50m Buschwerk zurück an meinen Platz um im Sitzen gemütlich ein Krautloch zu befischen. Sogenanntes "Stalking" war unter diesen Umständen mehr als fraglich. Nun gut. Nach ein, zwei Fehlwürfen ins Kraut mit anschließendem "Hakenköder-Wiederfreikriegen" hatte ich die Rute wieder im Griff und spielte die Montage nun gezielt immer wieder in die krautfreie Zone. Nach diversem Köderwechsel und Veränderung der Montage konnte ich lediglich 3 handlange Barsche vorweisen, die allerdings überhaupt nicht in mein Beutespektrum passten. Mittlerweile waren fast 3 Stunden vergangen und ich hatte nicht mal ein Rotauge auf meinem Fangkonto. Das war fast mehr als ungewöhnlich. Also beschloss ich nun nochmal den temporären Altarmzufluß zu besuchen um nicht vielleicht doch noch einen der schlauen Burschen in der Strömung überlisten zu können. Nun war ich ja etwas klüger wie vorher und kroch nun erstmal ohne Rute an den Spot, um zu sehen, ob überhaupt welche da standen. Jaa und sie waren wieder da. Deja Vue. Das gleiche Bild wie vorher. Das 50er Monster stand an der Spitze des Trupps und dahinter lauerten ebenso wie vorher 10 - 15 andere gute Aitel, die anscheinend solange warten mussten, bis der Anführer das Kommando zum Angriff gab. Aber nun kam vorerst mein Angriff. Also so leise wie möglich zurück, die Rute geschnappt und wieder Hudini-style zurück durchs Gebüsch. Da das "Überkopf- Auswerfen" hier unmöglich war , schlenzte ich den Mistwurm mit einer seitlichen Rutenbewegung über die Aitelgruppe, um sie nicht zu erschrecken. Nun brachte ich äußerst vorsichtig den Köder in die Nähe der Monster und die Strömung trieb meinen Wurm genau Richtung 50er.... die Spannung war kaum zu ertragen. Würde er ihn nehmen ? Ich war stark davon überzeugt. In meinem Augenwinkel sah ich kurz die 2 weißen große Bälle , die da vom Himmel schossen, um sich Sekundenbruchteile später, mit einem monströsen Aufklatschen am Wasser als Schwanpaar, in meinem geweitetem Auge darzustellen. Blick auf die Schwäne - Blick auf die Aitel. Und die waren wie vorher...verschwunden. Dank der beiden weißen Himmelhunde, die jetzt freudig und genüsslich im Kraut nach Nahrung schnatterten. Neeeeein. Und ich konnte es ihnen nicht mal verübeln. Immerhin war es ihr Wasser und ich war nur Gast. Dieses Ereignis fixierte meine letzte Aktion für heute, ich packte zusammen und fuhr nach Hause, um diesen Bericht zu schreiben. Der bislang fangärmste Tag meines Fischerjahres 2006 hatte ein neues Datum. 23. August. Und ich freue mich bei dieser Krauthölle auf den September, wenn bei uns die Spinnfischsaison beginnt :)
tight lines
sludgE