Sonntag, Mai 02, 2010

1.Mai - wenns in den Fingern brennt...

Jaja. Wenns in den Fingern brennt, sollte man nicht lange nachfragen warum, sondern dem gefühlten Feuer in den Pratzen einfach Nahrung geben. Und nein, nicht in der Form von irgendwelchen sinnlosen Aufmärschen oder Pseudodemonstrationen, wo ein verdammt großer Teil der Probanten nicht mal weiß, warum sie überhaupt am 1.Mai auf die Strasse gehen. Belustigend, wenn man später im TV, die geistig vollkommen eliminierten Neonazis und Ewig-Gestrigen in unserem Nachbarland sieht, die diesen Tag für letztklassige Propaganda-Zwecke nützen wollen, und auf der anderen Seiten die Anarchie-Verherrlicher und auf den Staat-Scheisser, die gerade am Tag der Arbeit, dies verhindern wollen. Ein fragwürdiges Schauspiel sondergleichen. Mir solls recht sein, wenn sie sich die Birne einschlagen, solange dies nicht im Wiener Busch geschieht. Kurzsichtige Denkweise? Najaaa. Vielleicht etwas überzogener Egoismus? Ja. Daraus folgt: 1.Mai - ich fahr ans Wasser. Donaualtarm aka Buschlacke auf unsere Rüssler & Tapirfische. Im Gepäck meine neuen Stalker-Stöcke, welche das Händeln am dicht bewachsenen Ufer um einiges erträglicher machen sollen. 10 Fuss, 8Ringe, 3lbs. Hoffentlich hatte ich nicht wieder ein verfluchtes Paar erwischt, aber da ich bis dato ohnehin noch keinen Gelben aus meinem neuen Revier am Konto hatte, konnte der Aberglaube locker in den menschlichen Abgrund verdammt werden. Und was müssen meine Augen am Wasser ansatzlos akzeptieren? Naaaaaaaaa. PAPPELFUCK! Ja, der extrem berüchtigte und in ellenlangen Arien besungene Höllenbote und Todesfeind aller Angelleinen. Pappelfuck. Volle Batterie. Und während ich mein Minimaltackle aufbaue, zwischendurch der leichte Wind durch die Wipfel streicht, und sich trotz warmen Aussentemperaturen das Bild eines arktischen Schneesturms manifestiert, weißt du instant, daß das heute mit Sicherheit eine Nervenprobe wird. Fangen tut man eigentlich generell nichts, wenn die verdammten Baumgeisseln die Wasseroberfläche zu schlucken scheinen. Und wie besagt ein gutes alte Esperanto-Sprichwort des Sludge?
"Jo, jetzt brauchst nur mehr Mörda-Luck,
ka echte Chance beim Pappelfuck."

Doch wie es der Teufel so will, klebt um halb11 vormittags der Swinger am Blank, und ich kann kurz darauf problemlos meinen ersten Busch-Gelben in den Kescher bugsieren. YES. Zwar von der Youngster-Partie, aber Zielfisch. Der Bann ist gebrochen. Und gleich mit dem neuen Stock. Jawohl. Damit kann ich umgehen...Die 5 Minuten "Pappelfuck-Schnurzupfen" haben mich nun nicht sonderlich gestört, und im Nu lag die scharfe Falle wieder am Spot. Muahahah. Die Pflicht war mal erfüllt. War wieder mal ein äussert lässiges Gefühl, so befriedigt ins umliegende Grün zu blicken, und sich selbst daran zu erfreuen, wenn der Wasserläufer vor den Füssen einen netten Sprung machte, und dabei nicht sauber landete. Hahahahaha. Du Weh. Irgendwo wurden vielleicht jetzt gerade Autos angezündet oder Politrotz-,Rechts- u. Linksextremisten waren in erbitterte Kämpfe mit der Polizei verwickelt. Gottseigedankt hab ich mit dieser ganzen sinnfreien Darbietung des primitiven menschlichen Gehirns solcher Individuen nichts zu tun und kann in Ruhe an meiner Buschlacke sitzen. Die Welt konnte so schön sein. Und wie es oft so ist, und man völlig relaxt den Dingen harrt, die da eventuell noch kommen mochten, meldete sich etwa 30 Minuten später die andere Rute. Aufnahme, Kontakt. Pickt. Und da durchbricht auch schon ein kleiner feiner Schuppler die weisse, zugepampte Wasseroberfläche. Jooooo. Buschtapirfisch Nr. 2.Unglaublich. Trotz Pappelfuck und neuen Gerätschaften. Das sind dann genau die Momente, wo du wieder mal alles bisher Erlebte in Frage stellst, bis sich schlussendlich die abgedroschene aber legendäre Phrase in deinen Gehirnwindungen breitmacht, die da lautet: Ausnahmen bestätigen die Regel. Whaaa, wie ich solche Sprüche hasse. Und während sich im aufkeimenden Nachmittag die Sumpfschildkröten am Gehölz in der Sonne aalen, hunderte Frösche aus vollem Halse in den ersten Mai röhren und dicke Hornissen durch die Luft schneiden, weiß ich wo ich hingehöre. Weiß ich genau, was mich an diese Leidenschaft bindet. Und wenn du mit dir selbst wieder mal im Reinen bist, passiert alles ganz einfach so. Einfach so nebenbei. 1,5 Stunden später kann ich abermals problemlos und sorgenfrei Buschgelben Nummer 3 in Empfang nehmen. Biss, kurzer böser Drill, wie er dort beim gefährlichen Unterwassergehölz sein soll, Keschern, Foto. Jooooooooooo. Alles easy. Alles locker. Mentale Extase und grenzenlose Befriedigung. Und die Geisteskranken hauen sich irgendwo sinnlosest die Schädeldecken ein... Ich brauche nicht mehr viel Worte darüber verlieren, wie ich später mit Stolz geschwellter Brust, nasse Abhakmatte und Kescher ins Auto geladen habe. Nana, nicht in die Dachbox. Hinten im Kombi. Damit ich ja den Geruch nahe bei mir habe und der Odem des Erfolgs nicht so einfach entweicht, ohne ihn wirklich ausgekostet zu haben. Die Pflicht war nun mal erledigt. Jetzt konnte ich beginnen, an der Kür zu feilen.

Das Erste was mir Montag morgen in die Nase stieg, während ich wieder in der Arbeit saß, war so ein seltsamer Brandgeruch in unmittelbarer Nähe. Den Riechkolben in die Höhe reckend. Schnüffeln. Woher kam das bloss? Und dann spürte ich es auch ... das Brennen in meinen Händen ... ganz klar ... Höllenfeuer-Stigmata der Auserwählten ... ich muss so schnell es geht wieder an die Buschlacke ... um mein Leid zu lindern.
tight lines
Sludge