Jooo, jetzt ist das erste Halbjahr vorbei
und es ist wahrlich nicht so gelaufen, wie ich mir das erträumt habe. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert und so muss man hin und wieder manch dunkles Tal beschreiten, auch wenn man unmittelbar vielleicht nicht immer selbst schuld ist. Buße für die Sünden, die sonst ungeahnt blieben ;)Das Frühjahr bis Ostern habe ich in erster Linie im Wald verbracht, um meine intuitiven Bogenskills weiter voranzutreiben. Erfahrungsgemäß bin ich an meinen Gewässern bis Ende März ohnehin angeschissen, womit das Hadern ob Schießen oder Fischen eigentlich ad acta gelegt war. Dann kamen die Osterferien und ich bin mit meiner Gemahlin für eine knappe Woche erstmals in meinem Leben nach Bled aufgebrochen. Genau. Zum vielgerühmten Bleder See...
Abgesehen davon, dass ich mir bei meiner ersten längeren Session in
diesem Jahr gleich mal eine böse Blank-Klatsche eingefangen habe, hab´
ich es nicht gepackt, was dort los war. Ich war aufs Schlimmste
eingestellt, aber was dann auf diesem Gewässer und dessen Ufern abging,
ist mit Worten kaum zu beschreiben. Vielleicht ist es mir persönlich
noch schlimmer vorgekommen, da ich doch eher Lacken gewohnt bin, wo ich
großteils von ungewünschten, humanoiden Besuchern verschont bin. Um
jetzt nicht zu sehr dies virtuelle Papier zu belasten, werde ich
stichwortartig die abgefahrenen Gegebenheiten, wie ich sie erlebt habe,
niedertippen: Ruderboote, Millionen. Einser, Zweier, Vierer, Achter. Olympisches Trainings-Ruderzentrum, dazu 375 Motorboote, wo in jedem mind. eine Figur sitzt, die durch ein Megaphon unverständliche Laute und Anweisungen brüllt. Baustellen. Rund um den See. Trillionen asiatische Touristen, die ALLE in den Wasserkübel neben der Abhakmatte reinsehen wollen. Wind, Regen, trübes Wasser. Läufer, Radfahrer, schreiende Kinder. Blutdruck 200. Und kein Biss. Jawoi. Mich hat diese Lacke jedenfalls zum ersten und letzten Mal gesehen. Da kann sie noch so legendär sein. Tja, und wäre dem nicht genug, habe ich mir noch ein feines Souvenir in Form der ersten, schweren Mittelohrentzündung meines Lebens eingezogen. Wochenlang Hardcore-Antibiotika, Schmerz -u.Cortisontabletten. Ein feines Menü. Genau meins. Output aus der ganzen Sache: Ich kann mir das Verbringen im Freien für die nächste Zeit getrost abschminken, wenn ich rasch wieder gesund werden wollte. Nicht raus, heisst aber nicht in der Bude dahinvegetieren und so habe ich mir doch in meiner Garage eine kleine Kurzdistanz Shooting Range gezaubert, wo ich von nun auch bei schwerem Regen oder sonstigen Gründen indoor weiter an der Technik schrauben kann...
Als ich wieder halbwegs am Damm war, wurde heuer erstmals in Hollwood angegriffen, wo ich gleich mal zwei feine halbstarke Spiegelgesellen einnetzen durfte :)
Und dann folgte der nächste Hämmer, worauf ich vor etwa 6 Wochen folgene Zeilen verfassen durfte: Es ist an der Zeit, den Menschen in unseren Breiten wieder mehr Bewußtsein für die unmittelbare Gefahr da draussen zu vermitteln. Wir leben in Mitteleuropa in einer Gegend, wo wir uns keine Sorgen um tödlich giftige Tiere, menschenfressende Räuber oder sonstigen lustigen Firlefanz machen müssen. Nichts desto Trotz lauert in der freien Wildbahn ein Feind in Millionenstärke, den ich ab sofort mehr fürchte, wie jede trächtige Speikobra oder tollwutgebeutelten Grizzly. Ich habe auf diesem Planeten schon Skorpions- u. Stachelrochenstiche kassiert, habe lebende 3cm lange Maden geschissen, hab mir Wochen nach der Rückkehr aus Venezuela zwischen den Zehen eingebunkerte Sandflöhe rausschnitzen dürfen und noch so manch anderes Getier und dessen Auswirkungen eingefangen. Aber ja, damit rechnet man irgendwie, wenn man sich in tropischen und subtropischen Gebieten abseits vom obligaten Touristenpfad bewegt. Bei uns hatte ich nie Bedenken, auch wenn ich vor einigen Jahren schon einmal eine fette Lyme Borreliose durch einen Zeckenbiss eingezogen habe. OK, ich hab´s einfach als Pech abgetan. Wenn man im ganzen Jahr Zecken im zwei- manchmal sogar dreistelligen Bereich hat, wird die Wahrscheinlichkeit, so ein verseuchtes, arachnoides Gesindel zu erwischen mit Sicherheit nicht kleiner, aber wie schnell der Spaß geht, ist mir in den letzten Tagen wieder mal brühwarm vor Augen geführt worden. Nun zur Story: Sonntag vor einer Woche bin ich mit dem guten, alten Haderer Thomas Im Wald gewesen und wir haben ein paar Gummiviecher mit dem Bogen erlegt. Daheim habe ich mich geduscht und dabei wieder mal ein paar Zecken an meiner Wampe gefunden. Das hat mich jetzt nicht sonderlich aufgeregt, ich habe das Spinnengetier wie immer entfernt und damit war die Sache für mich abgetan. Genau 4 Tage lang. Dann ist der Hammer eingefahren. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hatte ich mit schwerem Schüttelfrost zu kämpfen und ein Lymphknoten in meiner rechten Leiste hatte gefühlt die Größe einer Flipperkugel. Da ich ja vor nicht allzu langer Zeit eine schwere Mittelohrentzündung ausgefasst hatte und mein Immunsystem durch Antiobiotika und Cortisontherapie sicherlich angeschlagen war, hab´ ich die Beschwerden irgendwie darauf geschoben. Freitag morgen war ich zwar nicht zu 100% fit, aber fühlte mich soweit in Ordnung, dass ich in die Schule gegangen bin. Dort gings mir auch nicht sonderlich schlecht, aber ich spürte natürlich, dass da irgendwas nicht OK ist. Am späten Nachmittag daheim hab ich mich mal hingerollt und gepennt. Bis zu dem Zeitpunkt, wo mich der Schüttelfrost, schweres Fieber bis weit über 39°C, stechende Kopf- u. Nackenschmerzen und der extrem empfindliche Lymphknoten komplett niedergestreckt hat. Ich war am Arsch. Jeder der mich kennt weiß, dass ich wohl einer der Letzten bin, die als wehleidig abgetan werden können. Die eine Stichstelle sah mir gar nicht gut her und schön langsam wurde mir bewußt, dass da wieder mal diese Drecksgeburten ihre Viren im Spiel hatten. Bis gestern war keine Besserung in Sicht und ich war wirklich soweit, dass ich mir ernsthaft Sorgen um meinen Gesundheitszustand gemacht habe. Wie noch nie in meinem Leben. Am Ende. Aus. Ich bin noch nicht soweit über den Jordan zu paddeln, also habe ich mich von meiner Frau ins AKH führen lassen. Tjo, wos soll ich viel sagen. Zeckenbissinfektion. Was genau kann man nicht mal sagen. Wahrscheinlich irgendeine Fuchskrätze oder Hirschlepra. Hier jedenfalls die nette Wundentwicklung im Laufe der folgenden 3 Wochen...
Es folgen erneut Antiobiotika die nächsten 2 Wochen. Einfach Pech? NEIN! In
Hochrisikiogebieten wie etwa Wien sind 30-35% aller Zecken brutalst
verseucht. Und das nicht nur mit FSME oder Borreliose, sondern mit einer
illustren Runde an ebenso gefährlichen Erregern und Viren, die aber im
Bewußtsein der Bevölkerung kaum Beachtung finden. Bis zu 60
verschiedenste brandgefährliche Erreger verbreiten diese Missgeburten
und gerade mal für FSME gibt es einen 90%igen Impfschutz. Die Leute
glauben, wenn sie "zeckengeimpft" sind, aus dem Schneider zu sein.
FALSCH! Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis man einfährt. Mich
hat´s wieder mal erwischt. In Anbetracht der Verseuchung von 35% kann
ich eigentlich von Glück reden, da nicht 3-4 mal pro Jahr abzukassieren.
Was ich schon für schwachsinniges Blabla bzgl. Zecken gehört habe - da
wird erst übertragen, wenn man ihn beim Entfernen quetscht, wenn er
lange drinnen hängt etc. SHIT - ALLES SHIT. Der Großteil der Erreger
(wie auch FSME) wird ansatzlos beim Biss übertragen und nicht erst
Stunden später!!!
ALSO: Jeder einzelne Zeckenbiss ist einer zuviel und das kann wahrlich
böse ins Auge gehen. Passt auf euch und eure Kinder auf, tragt im Wald
lange Kleidung, auch wenns heiss ist, verwendet Kokosöl und /oder
Hardcore Repellents um die Drecksspinnentiere abzuschrecken und versucht
einfach JEDEN Zeckenbiss zu vermeiden. DAS ist die einzige präventive
Massnahme, die nicht sinnbefreit ist. Schafft Bewußtsein hierfür in
eurer Verwandschaft und im Bekanntenkreis, denn es muss nicht immer
glimpflich ausgehen.
Ich persönlich bin ab sofort ULTRAVORSICHTIG, wenn ich rausgehe. Das is
echt ka Spaß, Leute!
HANG LOOSE, SHARE THAT SHIT & KILL ALL THE TICKS!
Aber irgendwann fühlte ich mich wieder bereit, auch erneut am Wasser anzugreifen und hab´ mich gleich mal die nächste Nullnummer mit dem Tintinger am Skelettwasser abgeholt. OK, das war jetzt nicht so die Sensation. Darauf gings zwei Wochen später wieder für eine Nacht nach Hollwood und ich habe mir wahrlich nicht wirklich viel ausgerechnet. Eine Nacht war ohnehin nicht wirklich viel, aber wenn ich zumindest einen Fisch fangen könnte, wäre das schon eine feine Sache. Meine Spots hatten ja fast zwei Monate kein Futter gesehen und was das auf der guten, alten Schottergrube bedeutet, wußte ich nur zu genau. Mit reiner "Fallenstellerei" wird man da nicht viel abgreifen können. Aber was blieb mir übrig, als die Fischlotterie zu wagen? Nicht viel. Noch dazu hatten wir Temperaturen, die sich vor Death Valley oder der Sahelzone nicht wirklich zu verstecken brauchten. Ebenso keine fangreichen Bedingungen...
Also habe ich schlicht und einfach zwei 20er Source Sinker an die Fallen montiert und diese gegen den Horizont auf meine Spots geblasen. Irgendwie war die ganze Sache seltsam, denn auf meinen Plätzen war plötzlich schlammiger Untergrund zu fühlen. Tjo, was solls. Wer weiß, für was es gut ist. Dazu jeweils 2,3 Hände voll ebensolcher Murmeln nachgeröhrt und das Warten durfte beginnen.
Ohne Watercraft, Zaubersystem oder ausgefeilter Futtertaktik. Bloss so. Kugelbaden...
Und dann ist etwa um 16Uhr in brutalster Hitze plötzlich die Bisshölle
hereingebrochen und ich durfte in den nächsten 5 Stunden exakt 7mal den
gleichen Stock abheben, um das nächste Rüsselgetier einzunetzen. Lang ersehnte Bissorgien sozusagen...
Das
Sahnehäubchen auf der Torte war dann natürlich noch mein neuer
Hollywood-Spiegelrekord, der mir körperlich alles abverlangt hat (gut,
ich fahre auch noch nicht auf 100%). Auf das hinauf habe ich über Nacht
die Ruten reingekurbelt, weil ich einfach nicht mehr aufstehen wollte.
Riene va plus. Aus. Mir genügt´s.
Am nächsten Morgen habe ich natürlich wieder angegriffen, aber den
ganzen Tag bis zum Heimfahren war dann leider Sendepause und ich war
nicht mal enttäuscht.
Was lernen wir nun daraus? Nichts, wie immer. Von mir zumindest nichts. Das sollen andere "Experten" erklären. Seltsam, ja ich weiß, aber so hat es
sich wahrlich zugetragen...
Danach war meine Fischsucht erstmals
befriedigt und ich habe die folgenden, freien Einzeltage dann doch wieder genutzt, um im Wald Gummitiere zu erlegen. Die letzten Schulwochen und Abiturtage lassen da auch nicht viel Zeit
und jetzt am Anfang der Ferien ging es ja ohnhin gleich mal auf die nächste Tellerandreise. Nach Estland... In diesem Sinne und an dieser Stelle bleibt mir nur mehr eins zu sagen:
HANG LOOSE, TIGHT LINES und ALLE INS KILL!
GreeeeZ
Sludge
Und wem nun noch immer nicht wirklich klar ist, was ich bei meiner neuen Leidenschaft so treibe, dem seien die folgenden, bewegten, nicht ganz ernsthaften Minuten ans Herz zu legen, welche ich im Frühjahr zusammengerotzt habe. Viel Spaß mit HOMERUN :D