Nachdem der Mai ja durchaus als äußerst befriedigend anzusehen war, konnte trotzdem nichts die Tatsache trüben, dass insbesondere an der guten, alten Hollywood-Grube die Bisse deutlich weniger wurden und die daraus resultierenden Saugprobanden auch nicht gerade in die Riesenkategorie fielen. Die Buschlacke konnte vorerst ausser Acht gelassen werden, da die aufkeimende Anzahl an humanoiden Badegästen und schwirrenden Blutsaugern ein Maß erreicht hatte, welche von mir nicht mehr ohne die Gefahr einer platzenden Carotis weggesteckt werden konnte. Oder besser gesagt, wollte...Die äußeren Temperaturen trugen auch nicht gerade positiv zu weiteren Erfolgsserien bei, denn Hitzeperioden jenseits von Gut und Böse schienen den Rüsslern auch die Mäuler zu vernageln. Mein obligates Monstersystem kam an seine Grenzen. Das war nicht mehr von der Hand zu weisen. Es musste was passieren. Nur was? Einfach andere Spots anfischen? Andere Rigs? Eine andere Fütterstrategie? Nein, das hatte ich natürlich schon hinter mir und es brachte nicht die massive Veränderung, wie ich sie mir herbeigewunschen hatte. Soll ich tatsächlich auf die fischige 26er Source-Murmel verzichten und was komplett anderes an die Mühle hängen? Pfff, ich war mir nicht wirklich sicher. Was hatte ich allerdings zu verlieren? Ganz genau. Nichts. Also wurde über den eigenen Schatten gesprungen und eine Kugelsorte aus dem Talon gefingert, welche ich schon zu lange vernachlässigt hatte...Ich weiß nicht genau, wie lange es her war, dass ich einen hellen, süssen Köder am Schotterloch aufs Haar gezogen habe, aber es mussten Jahre sein. Noch dazu garniert, mit einem mehr als auffälligen Pineapple Popper, der mir in anderen Gewässern schon des Öfteren das Notschwein ans Band gezaubert hatte. Hier allerdings noch nicht wirklich oft. Ohne horrenden Erfolgserwartungen habe ich dann die Candy-Fallen an die obligaten Spots geschnalzen und trotzdem aufs Wunder gehofft. Keine zwei Stunden musste ich warten, bis zum ersten Mal ein Abnehmer gefunden war. JOOOOOO! Und gleich mal ein vernünftiges Schiff. Alter, damit hatte ich nun wirklich nicht unmittelbar gerechnet. Glück? Standen die Sterne günstig? Allein der Köder konnte es ja nun tatsächlich nicht ausmachen. Oder doch? Lag ich mit meinem Gefühl so falsch? Es schien so, denn in der Nacht ging der Spaß weiter und der nächste Zweisteller fand seinen Weg in mein Landenetz. Bist du gestört - war es zum Schluss doch die weißgelbe Schoko/Kokos/Ananas Kombi? Am darauf folgenden Tag wurde mir der Unglauben dann richtig geraubt, denn es ging einfach kontinuierlich voran. Wie wenn es nie eine Bissflaute gegeben hätte. Unpackbar. Schwein auf Schwein ging in die Falle und jetzt wußte ich wirklich, dass ich im Moment den heiligen Gral der Köderwahl gefunden hatte. Wer hätte das gedacht...Die kommende Nacht war komplett ruhig, was mir in Anbetracht der zahlreich abgelichteten Saugdeppen nicht gerade unangenehm war. Alter Schwede. Was war da nur abgegangen. Ultimativ motiviert habe ich dann morgens wieder meine Wunderkombi zelebriert und den vermeintlich neuen Dickfischbringer gegen den Horizont geblasen. Doch nichts passierte. War es das gewesen? Hatte ich genau mit dem richtigen Köder am richtigen Spot zur richtigen Zeit das Fangfenster erwischt? Es sah ganz so aus. Gegen Mittag musste ich dann meinen Tand packen, denn der Haufen Arbeit, den ich noch für die Schule bewerkstelligen sollte, machte sich schließlich auch nicht von alleine. Gesagt, getan. Nachdem alles außer Ruten und Kescher in der Karre verstaut war, ging auch der erste Stock ins Futteral schlafen und ich hatte mit einem fetten Grinser in der Larve die Session bereits mental abgeschlossen. Und wie ich so zum finalen Rauskurbler der letzten scharfen Waffe schlendere, ernte ich zwei dezente Pieper von Kollege Delkim, welche mich noch ein paar zusätzliche Sekunden ausharren lassen. "Kumm - an homma imma no gfaungt!". Kaum habe ich die magischen Worte in meinem Geiste zu Ende geformt, kriecht der Hanger zeitlupengleich Richtung Blank und ein langsames Tacken der Rollenbremse spricht die Sprache des folgenden Ablaufs. Ich hebe ab, lasse meine Beute in die Krümmung des Angelstocks laufen und weiß ansatzlos, dass da jetzt ein Schiff eingestiegen ist. Sprichwörtlich in der letzten Sekunde. Der Fight beginnt und nach 25 Minuten Kampfphase ist es Gewissheit. Da steht jetzt mein dritter Hollywood Ü20er erledigt in den Keschermaschen. MUAHAHHAHAHA! Der Candy-Snowman ist mein neuer Freund. Was für eine abgefahrene Scheisse... Ich brauche wohl nicht extra erwähnen, dass ich es kaum ausgehalten habe, endlich wieder ans Wasser zu kommen, um meinem frischen Köder-Amigo erneut Auslauf zu bieten. Kaum waren erneut ein paar Tage freigeschaufelt, bin ich schon wieder an den Hollywood-Ufern gesessen, während die weißgelbe Macht am Gewässergrund auf ihre Abnehmer lauerte. Keine Gedanken habe ich im Moment an die Buschlacke oder die Skeleton Bay verschwendet. DA musste man jetzt sitzen. Und da konnten mich auch 38°C im Schatten nicht davon abhalten. Scheissegal, ob´s mir die Birne wegglüht oder ich kochende Limonaden saufen durfte. Der Fangrausch ist gefährlich. Das war nichts Neues. Aber was tut man nicht alles, wenn man glaubt. Mit der Lässigkeit im Nacken habe ich weiter abgehoben, denn wie es schien, war die Magie der Kokoskugel nach wie vor ungebrochen...Gegen Abend kam Wind auf, dunkle Wolken zogen übers Firmament und ich spürte, dass es gut war. Im Urin, im nussgroßen Gehirn und in meiner dunklen Seele. Überall. Das waren die Zeichen, die man zu deuten hatte. "Sturmsluuudsch" hallte es durch meine Synapsen. Wo war nur der prasselnde Regen? Das bösartige Gewitter? Die Weltuntergangsszenarien? Nichts geschah. So flink, wie die aufkeimende Luftbewegung gekommen war, so schnell war sie wieder vorbei und ich war nun doch ein wenig verwirrt. Tja, man konnte nicht alles haben. Gerade noch im Strudel der Enttäuschung verloren, muss ich plötzlich vom Stuhl springen, um den nächsten Vollhub zu gutieren. GONG! Und schon ist der Knüppel krumm, die Leine fetzt von der Rolle und ich habe alle Hände voll zu tun, der abziehenden Unterwassergewalt Paroli zu bieten. Bist du deppert! Was hat da jetzt meine Candy-Knolle eingesaugt? Nach einer geschlagenen halben Stunde weiß ich noch immer nicht, was da jetzt am Ende vom Band unbeirrt seine Bahnen zieht. Ich kann machen was ich will, bekomme ich das Untier nicht vom Grund weg. Keine Chance. Jetzt nur nicht das eingegrabene Drahtseil kassieren oder durch übertriebene Ungeduld den Schlitzer provozieren. Ruhe bewahren und beten, dass alles glatt läuft. Mehr kann ich im Moment nicht tun. Trotz erhöhtem Adrenalinspiegel und freudiger Erwartung eine wirklich angespannte Situation. Gefühlte Ewigkeiten vergehen, bis das Überschiff erstmals mit einem gewaltigen Schwall die Oberfläche durchbricht. WHAAAAAA! MONSTERALARM! Bitte jetzt keine willenlose Aktion. Wenn mir der jetzt noch aussteigt, ertränke ich mich ansatzlos im halben Meter tiefen Wasser, welches meine Uferpartie säumt. Bange Minuten vergehen. Doch das Eisen hält und die Unkenrufe verstummen ansatzlos, als ich den massigen Schuppenkörper beim ersten Versuch einnetze. Wortlos starre ich in die Maschen, während mein Geifer auf der breiten Rücken der Bestie klatscht. Mit Abstand jenseits der epischen 20kg Grenze darf ich das drittschwerste Rüsselschiff meines Lebens in die Kamera halten. Keine drei Wochen nach dem letzten Überschwein. Nein, mehr ist an dieser Stelle nicht zu sagen. Ein legendärer Moment. Ich war wortlos fertig mit der Welt... Eine Woche später gings dann bei gar nicht sommerlichen Temperaturen gemeinsam mit meinem nordgermanischen Amigo Chris erneut an die heimatliche Lacke, wo wir dann drei Tage lang versuchten, das nächste Monsterschwein abzuschöpfen. Tjo, doch Fischen ist kein Wunschkonzert, meiner Kokoskugel war scheinbar die Macht entschwunden und somit konnten wir trotz zahlreichen Abläufen kein wirkliches Übertier auf meiner Matte begrüßen. Das Retourwechseln aufs Source-System brachte auch nicht die erhofften Wunder, aber nichts desto Trotz waren es äußerst lustige und erfolgreiche Tage, wobei ein Ghostie von Chris, ein Doppelrun und die erste Schleimgeburt seit Langem bei mir, unsere fischigen Highlights bildeten. Wichtig war vor allem, dass der Germane seine ersten Schluchtensauger auf dem Fangkonto hatte...Ja und jetzt wird in naher Zukunft mit Sicherheit des Öfteren der Candy-Schneemann zum Einsatz kommen, wenn das obligate Monstersystem versagt. Soviel ist schon mal gewiss. Wenn mir nämlich irgendwer im Vorfeld erzählt hätte, dass ein schlichter Hakenköderwechsel solche Fangwunder vollbringen kann, wäre ich vermutlich mental abgedriftet und hätte derartige Geschichten dem Reich der Utopie zugeordnet. Tja, so kann man sich eben täuschen. That´s fishing...
Hang loose & tight lines
Sludge