Sonntag, Juli 02, 2017

Von Wasser und Erde!

Jaja ich weiß. Seit Mitte April war hier nichts mehr Neues zu sehen oder zu lesen, wodurch man unweigerlich auf die Idee kommen könnte, dass ich aufs Fischen komplett gepfiffen oder zumindest einen Scheissdreck gefangen habe. Beides ist gottlob nicht so, auch wenn sich das manch einer vielleicht insgeheim gewünscht hat. Ich hatte schlichtweg nur wenig Zeit und war in meinen freien Stunden nicht immer sonderlich motiviert, jede Schuppenratte bis in die letzte Muskelfaser zu dokumentieren. An dieser Stelle ein dickes Sorry für die Enttäuschung. OK, einen kleinen Wermutstropfen kann ich doch noch in die geifernde Meute klatschen. Nun haben wir Jahreshälfte und mir fehlt immer noch das diesjährige Monster. Scheisse. Und gerade weil ich ja eher der klassische Frühjahrsfänger bin, ist das Ende Juni mental nicht mehr ganz so einfach, die persönliche Schmach wegzustecken...  Nachdem ich ja 2017 an der Buschlacke und in Hollywood relativ schnell zu erhofftem Erfolg gekommen war, stand ja endlich ab Anfang April der Endgegner Skelettwasser auf dem Programm, wo ich gleich mal schwere Klatschen einstecken durfte. Abgesehen von den meist absolut verschissenen Wetterbedingungen, können mich ein netter Spiegler, ein kleiner Schuppiger und zwei Karauschen nicht lässig über 12 kalte und regnerische Blanknächte hinwegtrösten. Da kann ich mir die Natur schönreden, so lange ich will. Vielleicht fehlt mir nach all den Jahren am Wasser mittlerweile der pseudo-esoterische Zugang. Ich geh da raus um zu fangen, nicht um mir den nassen Arsch abzufrieren und ohne Fisch alles nach mehreren Tagen und Nächten wieder ins Boot zu laden und heimzufahren. Da kann ich noch so viele "Naturwunder" hautnah erlebt haben. Es ist hässlich; dieses Gefühl von Hilflosigkeit, Selbstzweifel und fest eingeredeter Ungerechtigkeit...   Wenn nach mehreren Tagen am Wasser nämlich die Phase eintritt, in der wilde Pilze interessant werden, die Froschpopulation am eigenen Ufer lückenlos mit Namen versehen ist und Überlegungen angestellt werden was wäre, wenn man mit so einer toten, aufgepoppten Ratte auf Hecht fischen würde, dann... ja dann weißt du, dass du diesen bestimmten Punkt erreicht hast. Dir genügt das einfach nicht mehr. Da fehlt was. Achja genau! Der Hub wärs gewesen. Dieses seltsame, lang vermisste Piepgeräusch aus dem kleinen elektronischen Funkdroiden, der da irgendwie seit Tagen lautlos in der Ecke vegetiert, welches unter gut gemeinten Umständen dann in einen Kampf mit einem Saugdeppen führt, der anschließend im besten Fall irgendwann im Kescher steht. Ich glaube DAS fehlt mir mittlerweile bei meinen Niederlagen. Zumindest die statische Hechtfischerei mit aufgepopptem Köderfisch hat gleich mal instant funktioniert, auch wenn dir das nur kurze Zeit Befriedigung verschafft. Aber zumindest war wieder mal der Stock krumm und die Bremse singt. Kurzfristig wenigstens. Aber auf die Dauer? Pfff... ich weiß nicht. Ich brauch den Rüsselfisch. Am besten so groß wie möglich. Nur wie mach´ ich das? Das war hier die Frage...  Vom Skelettwasser zugegebenermaßen ein wenig frustriert, bin ich zwischendurch immer wieder mal an die gute alte Hollywood-Grube gefahren und hab mir die Seele frei gefangen. Da geb ich einen fetten Rotz auf Futterkampagnen, Raketenschlachten und exzessives Arschbreitsitzen. Immer nur eine Nacht und gib´ ihm. Hinkommen, die Stöcke gegen den Horizont blasen, jeweils rund einen halben Kilo Murmeln mit dem Rohr Richtung Spot nageln und abheben. Manchmal häufiger, manchmal seltener. Ohne System. Vorerst mit der klassischen White Chocolate/Source Kombo, später mit anderen Experimenten. Auch wenn damit keine Überschweine eingenetzt werden konnten, lief das Ringelspiel wie im Bilderbuche... Zu meinen Experimenten gehörten wie Soluble Boilies auch die neue Macht aus dem Hause Dynamite, Complex-T, worauf sich eine 18mm Sinkermurmel, gepaart mit einem 15mm Butyric-C Popper als ganz böse Waffe herauskristallisierte. Auch wenn ich selbst ja fest der Überzeugung bin, dass 85% des Fangerfolges im Spot verankert liegt, sind mir die anderen 15% dann doch nicht so unwichtig ;) Was an einem Gewässer funktioniert, muss am anderen allerdings nicht garstig punkten. Jedenfalls habe ich nach einigen Ansitzen beide Fallen auf diese Kombo umgestellt und doch etwas kontinuierlicher weitergefangen. Und die Rüsseltiere wurden langsam größer und außergewöhnlicher, auch wenn das natürlich mit den steigenden Wassertemperaturen und der damit zunehmenden Attraktivität meiner Spots einhergehen konnte. Mir war´s jedenfalls scheissegal, warum das jetzt so war. Complex-T/Buttersäurepopper - BÄNG! Was pfeif´ ich mich um irgendwelche Luftdruckveränderungen? Mein Arsch :D   So gings munter weiter, wogegen bei zwischenzeitlichen mehrtätigen Ausflügen ans Skelettwasser die nächsten AntiFang-Backpfeifen kassiert werden durften. Die scheissen mir was auf meine neue Todes-Kombo. Aber da sind sicher die Spots schuld. 85% sag ich nur. Und in all dem Angel-Rollercoaster-Feeling hat sich im Winter bereits angekündigt, was in den letzten Monaten Realität wurde. Ich bin wieder zurück. Nach 15 Jahren Pause bin ich erneut meiner alten Leidenschaft verfallen. Coleoptera. Käfer. Sammeln, Bestimmen, Präparieren, Züchten. Nein, ich mag es jetzt gar nicht weiter ausführen, weil vermutlich die wenigsten meiner Leser an derartiger Thematik interessiert sind. Oder vielleicht doch?   Keine Sorge, ich quäl´euch jetzt doch nicht mit wissenschaftlichen Namen und randgruppenorientierter Materie. Sollte jemand doch wider Erwarten Interesse an dem "Hobby" zeigen, kann sie oder er sich gerne bei mir melden. Ich habe auch immer wieder mal diverses Phasmiden- und Käfermaterial abzugeben. Seien es Eier, Nymphen, Larven oder Imagos. Einfach rühren ;) Dass der Spaß natürlich auch neben meinen schulischen Tätigkeiten wieder schwere Zeit verschlingt, erklärt vielleicht ein wenig meine kleine Pause hier am Blog. So. Langsam und sicher bekomme ich wieder dieses Unbehagen im Hinterkopf. Wir haben Ende Juni und mir fehlt noch immer das Monster. In Hollywood ist das reines Luck, auf das ich mich offensichtlich nicht verlassen kann. Ich muss ans Skelettwasser. Auch wenn das wieder schwere Klatschen bedeutet. Irgendwas muss ich mir dort einfallen lassen. Ich brauche das Schwein. Besser groß und hässlich als klein und achso Beauty. Nicht für die Medien, nicht für den Sponsor, nicht für die Angelkollegen. Für mich. Das Entengeschnatter bei Sonnenaufgang, den herrlichen Libellenflug in der Dämmerung, das Gequake der Frösche und halbstarke Saugdeppen kenn ich schon. Monster, Schweine, Untiere und Bestien. Deswegen sitz ich schlußendlich da, wenn ich´s aufs Wesentliche runterbreche. Mir bleibt nichts mehr über. Selbstreflektiert muss ich es mir eingestehen. Ja, ich bin primitiv und mittlerweile dort angekommen, was ich früher nicht für möglich gehalten hätte. Nein, ich werde deswegen nicht an vermeintlich besseren oder einfacheren Lacken fischen. Mir sind nur die Fetten lieber als die Kleinen und haben mittlerweile auch einen höheren persönlichen Stellenwert als die rein Schönen. Vielleicht ist mir auch der vielzitierte Spirit ein wenig verloren gegangen? Andererseits bin ich auch möglicherweise jetzt erst wirklich ehrlich zu mir selbst? Oder liegt es einfach daran, dass ich so selten welche fange? Irgendwo wird wohl die Wahrheit liegen. Irgendwo zwischen Wasser und Erde...
Hang loose & tight lines
Sludge